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Epithelzellen und die Ausbildung der Selbsttoleranz

26.06.06 - Forscher des Max-Planck-Instituts haben Grundlagen erforscht, die Wege aufzeigen könnten, um die Mikroumgebung für das Immunsystem auch noch nach der Geburt zu beeinflussen.

Forscher am Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg haben entdeckt, dass sich die für die Thymusentwicklung notwendige Mikroumgebung auch noch nach der Geburt aus einzelnen epithelialen Zellen neu aufbauen lässt. Zudem haben die Forscher nachgewiesen, dass sich beide Zelltypen des Thymus aus den gleichen Vorläuferzellen bilden. Die Ergebnisse könnten möglicherweise neuartige Behandlungsmöglichkeiten für Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose anregen.

Der Thymus ist ein hinter dem Brustbein gelegenes Organ, welches für das Immunsystem unverzichtbar ist. Es sorgt für die Ausbildung der so genannten T-Zellen, die Virus-infizierte Zellen und Tumorzellen aufspüren und vernichten. Damit sich die T-Zellen entwickeln können, benötigen sie eine bestimmte Umgebung, Stroma genannt. Das Stroma hilft dabei, selbstreaktive Zellen zu eliminieren oder zu inaktivieren, die andernfalls ihre Zerstörungskraft gegen das gesunde Körpergewebe wenden würde. Bei einem Defekt der Ausbildung der Selbsttoleranz, also der Fähigkeit zwischen körperfremden und körpereigenen Stoffen zu unterscheiden, entstehen Autoimmerkrankungen wie Diabetes, Rheuma oder Multiple Sklerose. Das Stroma im Thymus ist somit wesentlicher Teil einer hochkomplexen Qualitätskontrolle im Immunsystem.

Epithelzellen liegen in verschiedenen Formen vor, wobei jede Zelle mit einer festgelegten Funktion für die Entwicklung der T-Zellen und für die Ausbildung der Selbsttoleranz verantwortlich ist. "Wir konnten jetzt in einem Maus-Modell nachweisen, dass sich die Vorläuferzellen für das Stroma des Thymus auch nachgeburtlich nachweisen lassen", erklärt Thomas Boehm, Professor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie. In zukünftigen Forschungen will man sich nun auf die Isolierung und Vermehrung epithelialer Vorläuferzellen konzentrieren. Dabei soll an geeigneten Maus-Modellen geprüft werden, ob die gezielte Veränderung der epithelialen Vorläuferzellen zu einer Verbesserung der Selbsttoleranz eines Organismus führe, so Boehm weiter.

Quelle: Pressetext

Redaktion: AMSEL e.V., 04.07.2006