N-Acetylglucosamin ist ein Einfachzucker, der in Muttermilch vorkommt und für Nahrungsergänzungsmittel hauptsächlich aus Krebstierschalen gewonnen wird. Einem deutsch-amerikanischen Forschungsteam zufolge könnte N-Acetylglucosamin bei Menschen mit Multipler Sklerose die Remyelinisierung fördern. Das Myelin ist sozusagen die Achillesferse bei Multipler Sklerose: Ist diese Schicht um die Nerven beschädigt, kommt es zu Symptomen und Behinderungen.
Ein Zucker, der die Nerven schützen könnte
Die Betonung liegt noch auf dem Wort "könnte", denn bisher zeigte sich die Myelin reparierende Wirkung des Zuckers nur bei Mäusen. Dafür gaben die Forscher stillenden Mäusemüttern den Einfachzucker und beobachteten ihre Kinder. Dabei zeigte sich, dass N-Acetylglucosamin die Myelin-Stammzellen stimulierte und sowohl die primäre Myelinisierung als auch die Reparatur von Myelin förderte.
Weitere Studien sind nötig und auch bereits angelegt, um die Wirkung am Menschen zu beurteilen. Allerdings weisen reduzierte N-Acetylglucosamin-Werte bei Schäden an der weißen Substanz von Patienten mit Multipler Sklerose darauf hin, dass es auch beim Menschen einen Zusammenhang zwischen dem Einfachzucker und Multipler Sklerose gibt.
Nicht auf eigene Faust einnehmen
Zwar ist N-Acetylglucosamin bereits als Nahrungsergänzungsmittel frei erhältlich, von einer Einnahme auf eigene Faust ist jedoch abzuraten. Zum einen ist eine eventuelle Wirkung auf den MS-Verlauf noch lange nicht erwiesen, zum anderen sind spezielle Gruppen durch die Einnahme von N-Acetylglucosamin gefährdet. Darunter fallen zum Beispiel Menschen mit Herzproblemen, besonders bei der Einnahme von Blutverdünnern, ebenso wie Diabetiker, Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche. Im Zweifel sollten MS-Patienten ihren Arzt vor der Einnahme konsultieren, auch wenn es sich bei N-Acetylglucosamin um ein freiverkäufliches Nahrungsergänzungsmittel handelt.
Die Entdeckung des Einflusses von N-Acetylglucosamin auf die Myelinisierung könnte auch erklären, warum nicht gestillte Kinder zum Teil kognitive Nachteile gegenüber gestillten Kindern haben: Muttermilchersatz enthält kein N-Acetylglucosamin.
Quellen: Verwendung von Glucosamin und dessen Verbindungen in Nahrungsergänzungsmitteln (Pdf), Stellungnahme des BfR (Bundesinstitut für Risikofroschung), 15.06.2007; Journal of Biological Chemistry, 25.09.2020; Pressemitteilung des MDC (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft), 14.10.2020.
Redaktion: AMSEL e.V., 27.11.2020