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Einen (kleinen) Schritt näher an der "maßgeschneiderten" MS-Therapie?

22.02.08 - Multiple Sklerose-Patienten individuell zu behandeln, ist der Wunsch vieler Forscher. Wissenschaftler aus Stanford haben mögliche Zielproteine gefunden.

MS nicht als Zustand, sondern als ein Fluss verschiedener Phasen - dieses Muster ließ Forscher der Stanford University School of Medicine Therapieziele identifizieren, die möglicherweise zu personalisierten Behandlungen je nach Stadium der Krankheit führen könnten. Die Autoren des Berichtes in "Nature" zeigen sich jedenfalls sehr hoffnungsvoll.

Steinmann und Kollegen katalogisierten sämtliche Hirngewebsproteine, die sie bestimmten Phasen der Multiplen Sklerose zuordnen konnten (aktuelle Entzündungen und Myelinschäden im Akutstadium, Langzeit-Myelinschäden und aktuelle Entzündungen im chronisch-aktiven Stadium und keine Entzündungen im chronisch-stillen Stadium), in einer größeren Menge an pathologischem Material. Heraus kam eine immer noch sehr große Menge an Proteinen, welche die einzelnen Phasen der MS begleiten. Und obendrein: Die individuelle Therapie der MS scheitert letzten Endes auch daran, dass eine Hirnbiopsie von Nöten wäre, um die Phase zu bestimmen. Doch die Stanforder Forscher gingen anders herum vor.

Steinman und Kollegen wählten zwei aus Hunderten von Proteinen, welche die chronisch-aktive Phase begleiten. Sie fokusierten einen Gerinnungsfaktor, der bei der Gerinnung von Blut mitwirkt, und den Protein-C-Hemmstoff, welcher das Plasmaprotein C, das bestimmte Faktoren der Blutgerinnung hemmt, blockiert. Aus guten Gründen: Unter anderem deshalb, weil es für die Blockierung dieser Proteine bereits von der FDA zugelassene Medikamente gibt, wenngleich für gänzlich andere Krankheitsbilder wie etwa Blutgerinnsel.

Im Mausmodell zeigten die Wirkstoffe bereits gute Ergebnisse, doch das erleichtert die genaue MS-Diagnose am lebenden Patienten nicht. Auch hier sehen die Stanforder Forscher einen Ausweg: Einige der gefundenen Proteine wären mit einem Liquortest nachzuweisen, denn es gäbe Anhaltspunkte, dass sich diese auch im Nervenwasser finden lassen. Hier aber freilich beginnt mit "könnte" und "wäre" der Konjunktiv und damit medizinische Zukunftsmusik.

Quelle: Nature, Februar 2008; Medical News Today, 19. Februar 2008

 
 Die Forschungsarbeit wurde vom National Institute of Health und der National Multiple Sclerosis Society, also dem US-amerikanischen Gesundheitsamt und der MS-Gesellschaft der Vereinigten Staaten gefördert. 
 

Redaktion: AMSEL e.V., 22.02.2008