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Eine Viertel Million Deutsche hat Multiple Sklerose

Die Zahlen scheinen nach oben geschnellt zu sein in den vergangenen 7 Jahren seit der letzten Auflage des Atlas of MS. Weltweit erhält alle 5 Minuten ein Mensch die Diagnose. Ob die MS als solche tatsächlich zunimmt oder (auch) andere Gründe hinter dem Zuwachs liegen, bleibt unklar.

Zahlen zur Multiple Sklerose

2,8 Mio

MS-Kranke weltweit

250.000MS-Kranke deutschlandweit

34.500

MS-Kranke in Baden-Württemberg
3,2MS-Kranke pro 1.000 Einwohner in Baden-Württemberg
1.800Neuerkrankungen pro Jahr in Baden-Württemberg
5Diagnosen täglich in Baden-Württemberg

Der aktuelle Atlas of MS geht in Baden-Württemberg von weit höheren Zahlen MS-Betroffener aus als bisher: Rechnerisch kommt man im Ländle auf 34.500 Fälle von Multipler Sklerose.

Jeder 300ste Mensch in Deutschland hat dem Atlas of MS (Pdf) zufolge Multiple Sklerose. Damit liegt der Prozentsatz 10 mal höher als weltweit. Rund um den Globus wird bei jedem 3.000sten MS diagnostiziert. Im Schnitt erfährt alle 5 Minuten ein Mensch von seiner MS. Fast 3 Millionen (2,8 Mio.) sind es weltweit.

Deutschlandweit sind 252.000 erkrankt. Bei einer Prävalenz von genau 303 Erkrankten je 100.000 Einwohner käme eine Stadt wie Stuttgart rein rechnerisch auf 1.857 Menschen mit MS, in Berlin würden demnach 11.120 Menschen mit der neurologischen Erkrankung leben.

Woher die hohen Zahlen an MS-Erkrankten?

Zuletzt wurde der Atlas of MS 2013 erstellt. Binnen nur 7 Jahren errechneten die Wissenschaftler einen Anstieg von 2,2 auf 2,8 Millionen Erkrankte weltweit. Ist die (vermutete) Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose auf dem Vormarsch? Ist vielleicht der Lebensstil der westlichen Zivilisation schuld an den gestiegenen Zahlen, mag man gleich einwerfen.

Doch Vorsicht: Hier haben Bauchgefühl und persönlicher Eindruck keinen Platz. Es lässt sich zwar nicht (ganz) ausschließen, dass die MS tatsächlich zunimmt, doch entscheidend bei solchen bevölkerungsübergeifenden Zahlen sind ganz natürliche Ursachen. So schreiben die Autoren des Atlas of MS (MSIF und WHO):

Höhere Lebenserwartung mit Multipler Sklerose

"Es ist wahrscheinlich, dass mehrere Faktoren zu der Zunahme beigetragen haben, etwa: bessere Zählmethoden national und global sowie verbesserte Diagnosemöglichkeiten, Menschen mit MS leben länger und globales Bevölkerungswachstum."

In der Tat dauert es heute im Schnitt deutlich kürzer, bis eine Diagnose feststeht, dazu wurden die Diagnosekriterien für MS verändert. Und, nicht zu vergessen und ganz gewiss ein Grund zur Freude: Menschen mit Multipler Sklerose leben heute länger, dank insgesamt verbesserter Lebensverhältnisse und dank wirkungsvollerer Therapiemöglichkeiten bei MS. Mehr Menschen mit MS bedeutet also auch, dass Menschen mit MS eine höhere Lebenserwartung haben.

Warum ist Deutschland auf Platz 2 bei MS?

Oder: Warum leben in Deutschland je 100.000 Einwohner 10 mal so viele Menschen mit MS wie weltweit? Mit 303 Erkrankten je 100.000 ist Deutschland auf 2. Position der weltweiten Prävalenzliste, nach San Marino, einem Kleinstaat im Norden Italiens.

Auch dafür gibt es mehrere Gründe. Die Multiple Sklerose ist mitnichten gleichmäßig über den Globus verteilt. Das schreibt man vor allem der Nähe zum Äquator und damit der natürlichen Bildung von Vitamin D über Sonnenlicht auf der Haut zu. Vitamin-D-Mangel, schon in der Kindheit und womöglich schon im Mutterleib, scheint das MS-Risiko zu erhöhen. Je näher man am Äquator lebt, desto mehr Vitamin D kann der Körper selbst bilden. Ähnlich bei Staaten mit hohem Fischkonsum: Auch hier wird durchschnittlich mehr Vitamin D aufgenommen als fern der Küsten.

Dazu kommen die oben genannten Gründe: Je besser die Diagnosemöglichkeiten, desto mehr MS-Erkrankte können auch mitgezählt werden. Je besser die Lebensbedingungen und die ärztliche Versorgung, desto besser und länger können Menschen mit MS leben.

Nicht auf die Zahlen, auf den Menschen kommt es an

Ein genauer Blick auf die veränderten Zahlen zeigt: Man sollte nicht alle Zahlen "wörtlich" nehmen. Vor allem muss man sie im Kontext, in dem sie jeweils entstanden sind, betrachten. Unterschiedliche Bedingungen und Erfassungen, unterschiedliche Diagnosekriterien in den einzelnen Ländern. Länder mit Registrierungspflicht und solche ohne... Auch an diesen Rahmenfaktoren ändert sich binnen 7 Jahren einiges, wie ein Blick in den Atlas of MS (Pdf in englischer Sprache) zeigt.

Ganz wichtig und völlig unabhängig von den Zahlen: Der einzelne Mensch zählt. Ihm auf Augenhöhe zu begegenen, ihm zu helfen oder noch besser Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten. Ihn nach Kräften zu unterstützen, trotz Einschränkungen weiter teilhaben zu lassen am Arbeits- wie am privaten Leben. Darauf kommt es an.

AMSEL e.V. unterstützt Menschen mit Multipler Sklerose und ihre Angehörigen.

  • Durch unabhängige Informationen und Beratung,
  • durch die Möglichkeit, sich untereinander zu treffen, etwa in AMSEL-Gruppen oder auch im AMSEL-Forum oder den sozialen Netzwerken außerhalb von amsel.de,
  • durch die Förderung unabhängiger Forschung.
  • Und indem AMSEL e.V. die breite Öffentlichkeit darüber aufklärt, wie es sich eigentlich mit Multipler Sklerose lebt, was diese Menschen eventuell brauchen, um integriert zu bleiben.

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Quellen (alle auf Englisch): MSIF (Multiple Sclerosis International Federation), September 2020; Atlas of MS (Pdf), 3. Auflage, September 2020; Atlas of MS, eigene Website mit Karten und filterbaren Daten, Stand: September 2020; Video zum Atlas of MS, Youtube, 1 Min., September 2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 25.09.2020