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Ein Papier mit vielen Vorteilen

10.09.04 - Gestern wurde das Konsensuspapier zur symptomatischen Therapie vom Ärztlichen Beirat der DMSG Bundesverband der Öffentlichkeit vorgestellt. Die AMSEL hat Prof. Thomas Henze dazu befragt.

Welche Vorteile bringt das Konsensuspapier zur symptomatischen Therapie?

Prof. Henze: Die Behandlung der einzelnen Symptome der Multiplen Sklerose (MS) ist z.T. sehr schwierig. Die hierzu vorhandene wissenschaftliche Literatur wiederum ist dazu noch sehr umfangreich, unübersichtlich und auch von sehr unterschiedlicher Qualität. Vorteil des Konsensuspapiers ist es daher, einerseits die vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnisse gesichtet und nach ihrer Aussagekraft und Bedeutung geordnet zu haben. Andererseits fließen in die Empfehlungen auch die Erfahrungen ein, die die an der Konsensusgruppe beteiligten Ärzte über lange Jahre bei der Behandlung von MS-Symptomen sammeln konnten. Auf diese Weise entstand ein umfassender und sehr strukturierter Überblick über die heutigen Möglichkeiten der symptomatischen Therapie bei Multipler Sklerose.

Was bedeutet das für die Praxis?

Prof. Henze: Für die Praxis bedeutet das Konsensuspapier, dass jetzt Leitlinien für die Behandlung der einzelnen MS-Symptome vorliegen, an denen sich jeder Neurologe rasch orientieren kann. Vor allem können Behandlungen, die nachgewiesenermaßen wirksam sind, rasch von wahrscheinlich nicht wirksamen Therapien unterschieden werden. Die Behandlung wird dadurch auch übersichtlicher und leichter nachvollziehbar.

Wie lange dauerte die Ausarbeitung?

Prof. Henze: Von der ersten Planung bis zur Veröffentlichung sind ziemlich genau 2 Jahre vergangen, in deren Verlauf die gesamte verfügbare Literatur gesichtet, die einzelnen Kapitel geschrieben, immer wieder diskutiert und verbessert wurden, bis schließlich das endgültige Konsensuspapier vorlag. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal sehr herzlich bei meinen Kolleginnen und Kollegen bedanken, die immer wieder viel Zeit und Arbeit in das Leitlinienpapier investiert haben.

Warum wurde überhaupt ein Konsensuspapier zur symptomatischen Therapie entwickelt?

Prof. Henze: Wie bereits erwähnt, ist die wissenschaftliche Literatur zur Behandlung der einzelnen MS-Symptome sehr umfangreich und auch von sehr unterschiedlicher Qualität. Es ist z.B. bei dem Symptom "Spastik" außerordentlich schwierig, aus der nahezu unübersehbaren und ständig anwachsenden Fülle der wissenschaftlichen Publikationen diejenigen Methoden herauszufinden, die nachweislich wirksam sind. Dies ist jetzt mit dem Konsensuspapier viel leichter möglich. Für den Fall, dass eine bereits begonnene Behandlung der Spastik nicht ausreichend wirksam ist, kann der Arzt in den Leitlinien rasch nachsehen, welche andere Behandlung in Betracht kommt bzw. sinnvoll ist. Dies gilt natürlich auch für alle anderen Symptome der MS.
Auch haben ja die Erfahrungen mit anderen Leitlinien, z.B. denen zur Immunmodulation bei der MS gelehrt, dass auf diese Weise die Behandlung der MS-Betroffenen deutlich verbessert werden kann und dadurch mehr Patienten von ihr profitieren. Diesen Effekt erhoffen wir uns natürlich auch von den Leitlinien zur symptomatischen Therapie.

Professor Henze, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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Hier erfahren Sie mehr zum Konsensuspapier.

Redaktion: AMSEL e.V., 05.04.2007