Spenden und Helfen

ECTRIMS 2025: Wirkstoffe in der Pipeline

Prof. Mathias Mäurer berichtet Neues über Tolebrutinib, Frexalimab und Vidofludimus Calcium. Vom weltweit größten MS-Kongress.

Wirklich bahnbrechende Neuigkeiten gab es dieses Jahr von ECTRIMS nicht zu vermelden. Zumindest wurden in Barcelona, wo der weltgrößte MS-Kongress 2025 stattfand, Phase-3-Daten eines potenten MS-Wirkstoffes bekanntgegeben. Im Gegenteil, hat sich im Vorfeld gezeigt, dass sich die Zulassung des ersten Brutinib, Tolebrutinib nämlich, sogar um drei Monate verzögert (amsel.de hatte berichtet).

Nichtsdestotrotz hat Professor Mathias Mäurer einiges Berichtenswertes gefunden: 

  1. Moderne MRT-Techniken wie die Bildgebung von bestimmten Eisenringen um Läsionen herum, zum Beispiel, sind nicht nur Teil der aktualisierten McDonald-Diagnosekriterien für MS, sondern werden auch in Studien genutzt. So konnte sich in einer Studie, die Tolebrutinib bei sekundär progrediente MS erforscht, zeigen, dass der Wirkstoff bei SPMS-Probanden mit den meisten dieser Läsionen (also bei einer Subgruppe der in die Studie eingeschlossenen Patienten) am effektivsten war. 
    Solche paramagnetischen Randläsionen (PRL) entstehen in chronisch aktiven Läsionen durch die Eisenablagerung in myeloiden Zellen. Spezielle MRT-Techniken machen sie sichtbar. Noch ist die MRT-Technik zwar nicht gängig, schon gar nicht flächendeckend möglich, aber ihr Einsatz nimmt zu.
  2. Die Beobachtung von Subgruppen war auch bei Frexalimab gegen schubförmige MS interessant. Der Antikörper gegen CD40L wirkt sich auf die Kommunikation zwischen T-Zellen und myeloide Zellen aus. In einer Subgruppe der Phase-2-Studie konnte mit einem Biomarker, der erworbene und angeborene Immunzellen misst, gezeigt werden, dass aktivierte Makrophagen bzw. Mikroglia (als Teil des angeborenen Immunsystems) durch Frexalimab abgenommen haben, Lymphozyten (erworbenes Immunsystem) jedoch nicht depletiert werden. Das Wichtige bei Immunmodulatoren ist, dass sie möglichst gezielt nur die autoimmunen (also schädlichen) Teile des Immunsystems angreifen, um den Schaden für das ganze Immunsystem so gering wie möglich zu halten (Stichwort "Infektanfälligkeit etc.)
  3. Vidofludimus Calcium schließlich wurde auch auf ECTRIMS 2025 vorgestellt, wie Prof. Mäurer berichtet. Das Molekül ist ZNS-gängig, hat also das Potenzial, an Ort und Stelle, in Gehirn und Rückenmark, zu wirken und die Mikroglia zu beeinflussen. Ob sich die Hoffnung aufrechterhalten lässt, dass Vdofludimus Calcium neuroprotektiv wirkt, muss sich noch zeigen. Ein weiterer Kandidat für künftige (bessere, nebenwirkungsärmere) MS-Therapien steht damit jedenfalls in der Pipeline. Der primäre Studienendpunkt (die Verminderung der Hirnatrophie) konnte hier allerdings nicht erreicht werden. 

Studienendpunkte: kein Leichtes

Die Wahl der Studienendpunkte ist mitunter entscheidend bei der Zulassung von Wirkstoffen und bei Studien zu progredienter MS schwieriger als bei schubförmiger MS. Bei letzterer genügt es, etwas platt ausgedrückt, Schübe zu zählen, während der schleichende Verlauf sich bisher nur schwer messen lässt: Beim einen nimmt die Fatigue langsam zu, beim andern verschlechtert sich die Motorik allmählich, beim nächsten wird die Gehstrecke peu à peu kürzer. Hier braucht es noch objektive Messwerte, um Wirkstoffe objektiv beurteilen und miteinander vergleichen zu können.

Quelle: MS-Docblog, 20.10.2025.

Redaktion: AMSEL e.V., 20.10.2025