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EBV und MS: ausführlich erklärt

Dass es einen Zusammenhang zwischen dem Epstein-Barr-Virus und Multipler Sklerose gibt, scheint klar zu sein. Warum MS dennoch keine Infektionskrankheit ist, erklärt Prof. Mathias Mäurer in seiner MS-Docblog-Reihe.

Über 95 % der Bevölkerung haben Antikörper gegen das Epstein-Barr-Virus, kurz: EBV. Wenn also eine Infektion mit diesem Virus die einzige Ursache für das Entstehen einer Multiplen Sklerose wäre, müssten fast alle Menschen MS haben. Das ist zum Glück nicht so.

Je nachdem, wo man aufwächst, grob gesprochen eher in Äquatornähe oder weiter entfernt vom Äquator, liegt das Risiko, an MS zu erkranken bei rund ein bis drei Promille. In Baden-Württemberg sind nach aktuellem Stand [September 2024] 3,2 Promille der Bevölkerung an MS erkrankt, also 3,2 Personen von 1.000.

Die einfachste Lösung wäre also, rückzuschließen, dass das EBV keine Rolle beim Entstehen einer MS spielt. Doch die MS ist nicht einfach. Zwar erkranken nicht alle Menschen an MS, die sich je mit dem EBV infiziert haben, umgekehrt, erkrankt jedoch (fast) niemand an MS, der sich nie mit dem EBV angesteckt hatte.

EBV spielt eine Rolle bei MS

EBV ist ein Herpesvirus. Das heißt, es schlummert nach der Primärinfektion "latent" in unseren Zellen. Die Primärinfektion passiert bei vielen von uns bereits im Kleinkinderalter und geht meist ohne spürbare Symptome vonstatten; eine Ausnahme bildet die juvenile Mononukleose, eine in einigen Fällen schwer verlaufende Infektion mit dem EBV im Jugendlichenalter, auch Pfeiffersches Drüsenfieber, oder, im Volksmund "Kussfieber" genannt).

Eine Beobachtungsstudie mit einer sehr großen Menge an Teilnehmern (Register der US-amerikanischen Armee) konnte feststellen, dass eine durchgemachte Infektion mit dem EB-Virus das Risiko für eine spätere MS um das 32-fache erhöht. Da jedoch das RBV nicht die einzige Ursache sein kann, wie oben beschrieben, müssen andere Faktoren hinzukommen. Diese können erblicher Natur sein, sich also in unseren Genen befinden, oder aber auch später durch sogenannte Umweltfaktoren, z.B. die Sonneneinstrahlung, zuständig für unsere Versorgung mit Vitamin D, hinzugekommen sein.

Impfstoff gegen das Epstein-Barr-Virus?

Eine Möglichkeit wäre eine Impfung gegen EBV. Daran wird auch gearbeitet, wobei das EBV kein "leichter Kandidat" für die Entwicklung eines Impfstoffes ist und zudem schon Kleinkinder damit geimpft werden müssten, da die Ansteckung mit EBV oft sehr früh im Leben stattfindet. Das EBV steht außerdem im Zusammenhang mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen, aber auch Tumorerkrankungen. Ein Grund mehr für eine solche Impfung. Diese käme dann jedoch nur später Geborenen zugute; würde eine MS nicht rückgängig machen können.

Redaktion: AMSEL e.V., 23.09.2024