Ein englisch-deutsches Forscherteam suchte mit Daten mehrerer Kohortenstudien nach jahreszeitlichen Unterschieden im Genom und im Immunsystem. Und sie wurden fündig: Nicht weniger als 23% des Genomes (5.136 von 22.822 getesteten Genen) zeigt deutliche Unterschiede in der Expression, je nachdem, ob es gerade Januar oder August ist. Sind die Genexpressionen im Sommer erhöht, sprechen die Forscher von Sommergenen, sind sie im Winter erhöht, von Wintergenen.
Sie prüften ihre Daten gegen mit den Ergebnissen einer australischen Kohorte. Die Unterschiede in der Genexpression lagen genau entgegengesetzt: Im Januar, wenn dort also meteorologisch Sommer ist, waren die Sommergenexpressionen hoch, im dortigen Winter die Wintergene aktiv.
Der Unterschied im Genausdruck betrifft nicht zuletzt Rezeptoren, die für das Entzündungsgeschehen zuständig sind. Die Forscher fanden heraus, dass die Genexpressionen von saisonalen Genen stark mit 13 Genen korrelierten, welche verschiedene Immunzelltypen anzeigen. Das wiederum ließ sich auch anhand von Blutbilddaten nachweisen.
Sie sind der Meinung, dass die Jahreszeiten einen Einfluss auf Beginn und Verlauf von Autoimmunkrankheiten haben können. Ob und was das für Multiple Sklerose, ihre Entstehung, ihren Verlauf, vielleicht sogar ihre Behandlung bedeutet, muss sich noch zeigen.
Einen Ausgleich bei MS könnte Vitamin D bilden oder auch einfach Sonnenlicht. Dies wirkt sich neueren Studienergebnissen nach nicht nur auf das MS-Risiko, sondern auch auf den Verlauf, die Anzahl und Schwere der Schübe positiv aus (AMSEL.DE hatte berichtet).
Quelle: Nature Communications, 12.05.2015
Redaktion: AMSEL e.V., 30.06.2015