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Selbstbestimmung - oder das Ende der Arzt-Patient-Beziehung?

Gerade für Patienten mit Multipler Sklerose und einer vielleicht ungewissen Zukunft ist es wichtig, bewusst und selbstbestimmt zu leben.

Es kommt vor, dass sich Arzt und Patient uneins sind über die weitere Behandlung der Multiplen Sklerose. Zum Beispiel, wenn schwere Nebenwirkungen drohen. Professor Mathias Mäurer berichtet auf MS-Docblog über drei Fälle aus seiner Praxis.

Manchmal treten ähnliche Fälle gehäuft auf und erwecken dann unsere besondere Aufmerksamkeit. So wie bei Professor Dr. med. Mathias Mäurer, der innerhalb einer Woche gleich drei Patientinnen erlebte, denen ihr Arzt abgeraten hatte, Natalizumab weiter zu nehmen. Und die nun bei ihm saßen, um es weiter nehmen zu können.

Der Hintergrund ist klar: Alle Patientinnen hatten weit über zwei Jahre hinaus Natalizumab eingenommen (im Durchschnitt zehn Jahre lang) und einen JC-Virus-Index von 3 bis 4. Es ist bekannt, dass sich das Risiko, eine (möglicherweise sogar tödlich verlaufende) PML-Infektion zu bekommen, unter diesen Voraussetzungen – Therapiedauer größer zwei Jahre und ein JCV-Index größer 1,5 – stark erhöht. Die durchschnittliche PML-Wahrscheinlichkeit für Patienten mit diesen Voraussetzungen liegt bei 1 zu 80 bis 1 zu 100, das entspricht 1 Prozent oder mehr.

Neuer Arzt oder gar keine Therapie mehr?

Eine Hochrisikogruppe also. Und definitiv Anlass, über Therapiealternativen zu sprechen. Weil sie bisher alle gute Erfahrungen mit Natalizumab (Handelsname Tysabri) gemacht hatten, wollten die Patientinnen ihr Medikament weiter nehmen. Unter der Voraussetzung, dass alle Patientinnen über ihr erhöhtes Risiko aufgeklärt sind, kann ein Neurologe das Medikament auch weiter verschreiben und Strategien finden, wie sich das Nebenwirkungsrisiko minimieren lässt.

Keinesfalls sollte diese Diskrepanz dazu führen, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis beendet wird. Noch schlimmer ist es, wenn darum gar keine Therapie erfolgt. Professor Mäurer, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation im Klinikum Würzburg-Mitte, spricht im aktuellen Docblog-Beitrag über Patientenautonomie und Selbstbestimmung.

Quelle: www.ms-docblog.de, 16.08.2019.

Redaktion: AMSEL e.V., 16.08.2019