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Der Darm und Multiple Sklerose: Signalprotein Smad7

Entstehen die autoaggressiven T-Zellen der Multiplen Sklerose im Darm? Aktuelle Forschungsergebnisse legen das nahe.

Der Darm gerät immer häufiger in Zusammenhang mit Multipler Sklerose. Zuletzt berichtet amsel.de über ein Enzym, das vom Darm aus angegriffen wird und so die Myelinproduktion nicht mehr ausreichend unterstützen kann (Rolle der Darmflora bei MS: GDP-L-Fucose-Synthase).

Eine aktuelle Studie zeigte nun im Tiermodell, dass das Protein Smad7 Immunzellen im Darm mobilisiert, die wiederum zu Entzündungen im Zentralen Nervensystem führen. Das bestätigte sich anhand von Gewebeproben von MS-Patienten an der Klinik für Neurologie und dem Forschungszentrum für Neuroimmunologie des St. Josef-Hospitals, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum. Die Forscher um Dr. Steffen Haupeltshofer, Prof. Dr. Simon Faissner und Prof. Dr. Ingo Kleiter arbeiteten mit weiteren Wissenschaftlern aus Bochum, Bremen, Mainz, Düsseldorf, Jülich und Rom zusammen.

Smad7 und Multiple Sklerose im Tiermodell

Zunächst untersuchten sie Smad7, ein Signalprotein in T-Zellen im Darm von Mäusen. Die Wissenschaftler verglichen drei Mäusepopulationen miteinander, ob sie eine der menschlichen MS ähnliche Opticospinale Encephalomyelitis entwickelten:

  • solche mit einer normalen Menge an Smad7,
  • solche mit einer erhöhten Menge
  • und Mäuse ohne das Eiweiß.

Es zeigte sich, dass die Tiere mit erhöhtem Smad7 die stärksten Symptome entwickelten. Bei diesen Tieren waren im Darm mehr T-Zellen aktiviert. Diese wanderten ins ZNS ein und lösten dort Entzündungen aus. Zudem war die Balance zwischen regulatorischen T-Zellen und autoreaktiven T-Zellen gestört. Bei den Mäusen ohne Smad7 traten hingegen keine MS-ähnlichen Symptome auf.

Smad7 auch bei menschlicher Multipler Sklerose erhöht

Doch ist der Fund bei der Tier-MS mit der menschlichen MS vergleichbar? Hierfür verglichen die Forscher Proben aus der Darmschleimhaut von 27 Patienten mit Multipler Sklerose mit Proben von 27 gesunden Menschen. Das gleiche Bild: In der Darmschleimhaut der MS-Patienten war Smad7 erhöht und hier war auch das Verhältnis von schützenden zu krankmachenden Mechanismen verändert.

Smad7 ist bei Autoimmunerkrankungen kein neues Thrapieziel. Man kennt es bereits von Morbus Crohn. Die Ergebnisse der aktuellen Studie legen nahe, dass Smad7 auch bei Multipler Sklerose ein Behandlungsziel sein könnte. Und die Studie bestätigt einmal mehr, dass der Darm mit der Entstehung und weiteren Entwicklung der MS zusammenhängen könnte.

Quellen: Pressemitteilung der Ruhr Universität Bochum, 04.12.2019; PNAS, 03.12.2019.

Redaktion: AMSEL e.V., 09.12.2019