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Daclizumab HYP gegen Multiple Sklerose

Prof. Ludwig Kappos präsentierte die Studienergebnisse auf Ectrims. Gegenüber den Vorjahresergebnissen hat sich bei dem hochkonzentrierten Wirkstoff kaum etwas geändert.

Eine große internationale Studie zur schubförmigen Multiplen Sklerose kommt zu dem Schluss, dass das Medikament Daclizumab high-yield process (HYP) signifikant besser wirkt als Interferon β-1A. Die Zahlen ändern sich im Vergleich mit den Vorjahreszahlen, ebenfalls auf Ectrims veröffentlicht, nicht: Dac HYP hat eine gegenüber dem Interferon 45% geringere Schubrate und 54% weniger Krankheitsaktivität laut Bildgebung (MRT). Die Ergebnisse der von Prof. Ludwig Kappos, Chefarzt Neurologie des Universitätsspitals Basel, geleiteten Studie wurden im renommierten New England Journal of Medicine publiziert.

Daclizumab HYP muss man nur alle 4 Wochen subkutan spritzen, im Unterschied zum Interferon, das ein Mal je Woche intramuskulär zu spritzen ist. Gemessen an der oralen Einnahme, und hier sind mittlerweile auch gegenüber Interferon bzw. Glatirameracetat hochpotente Mittel zugelassen, ist Spritzen für viele Anwender jedoch unkomfortabel.

Neu: höherer Prozentsatz an NEDA

Bei der Behinderungsprogression konnte Dac HYP gegenüber Interferon Beta einen geringen und nicht-signifikanten Vorteil zeigen. Aus den aktuellen Daten haben die Studieninitiatoren - das ist neu gegenüber dem Vorjahr - NEDA, englisch: No Evidence of Disease Activity - errechnet, also jene Zeitspanne, die ein Patient mit einem Medikament ohne Zeichen von Krankheitsaktivität (Schub oder Zuwachs und Vergrößerung von Läsionen laut MRT) verbringen kann.

Hier haben die Studiendesigner die Dauer der Behandlung als fixe Zeitspanne festgelegt und herausgerechnet, wie viel Prozent der Patienten jeweils in diesem Zeitraum ohne Krankheitsaktivität blieben: 24,6% im Daclizumab-HYP-Arm versus 14,2% im Interferon β-1A-Arm.

Nebenwirkungen häufiger

Am meisten dürften, nachdem die Wirksamkeit sich nun bestätigt hat, die Nebenwirkungen von Daclizumab HYP in der Vergleichsstudie mit Interferon beta interessieren. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, Multipler Sklerose-Schübe nicht mitgezählt, wurden in 15% der Patienten in der Daclizumab HYP-Gruppe und bei 10% der Befragten in der Interferon beta-1a-Gruppe berichtet.

Infektionen waren in der Daclizumab HYP-Gruppe häufiger als in der Interferon beta-1a-Gruppe (65% vs. 57% der Patienten, einschließlich schwerer Infektionen bei 4% vs. 2%), ebenso wie Hautreaktionen wie Ausschlag oder Ekzemen (37% vs. 19%, darunter schwerwiegende Ereignisse in 2% gegenüber <1%) und Erhöhungen der Leber-Aminotransferase-Spiegel, welche die Obergrenze des Normalbereichs um mehr als das 5fache überschritten (in 6% vs. 3%). In der Vergangenheit war es in Studien mit Daclizumab (in der nicht-konzentrierten Form musste es intravenös verabreicht werden) zu 2 Todesfällen gekommen, von denen jedoch mindestens einer nicht auf das Mittel zurückzuführen sei.

Quelle: The New England Journal of Medicine, 08.10.2015; Deutsches Ärzteblatt, 08.10.2015; Pressemitteilung von Biogen auf businesswire.com, 9.10.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 09.10.2015