Corona-Impfung bei MS

Kurz vor der Zulassung des ersten Impfstoffes gegen Covid-19 erklärte das Krankheitskompetenznetz Multiple Sklerose in einer Stellungnahme die Rahmenbedingungen.

Inzwischen ist der erste Impfstoff gegen Covid-19 zugelassen; am 27.12.2020 sollen Impfungen etwa in Pflegeheimen starten. Laut dem Krankheitskompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) gelten MS-Patienten als Risikogruppe und es sei zu erwarten, dass sie "prioritär" in dem Impfregime bedacht werden. Die Stellungnahme des KKNMS erschien drei Tage vor Impfstoffzulassung.

Impf-Priorisierung für MS-Erkrankte erwünscht

Als Risikogruppe gilt das Kriterium Diagnose MS nicht aufgrund der MS selbst. Ist die Lunge ausreichend belüftet, was bei ausreichender Mobilität meist der Fall ist, dann haben MS-Betroffene, wie sich in den vergangenen Monaten sehr zur Erleichterung von MS-Patienten und Ärzten anhand von Daten gezeigt hat, kein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung oder einen schweren Verlauf(amsel.de hatte mehrfach berichtet). Jedoch können Infekte, also neben einer Covid-19-Erkrankung auch eine Grippe oder eine simple Erkältung, einen MS-Schub auslösen. Daher wäre eine bevorzugte Impfung von MS-Patienten wünschenswert. Also wegen der möglichen Folgen einer Covid-19-Erkrankung auf die MS und nicht umgekehrt.

Derzeit [Stand 22.12.2020, 12 Uhr] werden Menschen mit Multipler Sklerose unter 116 117 noch nicht explizit in den 3 Prioritätsstufen, die nacheinander vorrangig geimpft werden sollen, genannt. "Autoimmunerkrankungen" sind unter Stufe 3 erwähnt, also der Stufe mit erhöhter Priorität. Vorstellbar ist auch, dass die Listen dort noch ergänzt werden und Multiple Sklerose zum Beispiel in Priorität Stufe 2 oder Stufe 3 genannt wird.

Corona-Impfstoff unter Immunmodulation weniger wirksam?

Da der aktuell zugelassene Impfstoff von Biontech/ Pfizer kein Lebendimpfstoff ist, jedoch nicht nur eine Covid-19-Erkrankung und ihre möglichen Folgen sondern auch sich daraus entwickelnde Schübe verhindern kann, empfiehlt das KKNMS Patienten mit MS, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Das gilt auch für MS-Patienten unter immunmodulatorischer Behandlung.

Das KKNMS erklärt für einige der MS-Wirkstoffe grundsätzlich bestimmte Abstände zu Totstoffimpfungen vor oder nach Therapieeinnahme als günstig. Dies jedoch nicht etwa wegen vermeintlich erhöhter Impfnebenwirkungen, sondern weil unter immuntherapeutischer Behandlung ein Nichtansprechen auf die Impfung möglich ist. Mit anderen Worten: Die Impfung könnte unter Umständen (muss nicht) weniger gut wirken. Es gibt hierzu noch keine Daten; das sind bislang theoretische Vermutungen der Experten.

Bei immunmodulatorischer Behandlung wären 6 Wochen vor deren Beginn oder - bei Zell-depletierenden Therapien - 4 Monate nach der letzten Medikamenteneinnahme am günstigsten. Das lässt sich bei laufender Immuntherapie je nach Einnahmeintervall kaum einrichten und ein Abbruch oder Unterbrechen der Behandlung könnte sich ungünstig auf den Verlauf auswirken. Hier sollten Arzt und Patient individuell entscheiden, wann am besten geimpft wird. In einem Expertenchat der AMSEL ging es unter anderem um dieses Thema.

Anmeldungen zur Corona-Impfung derzeit noch nicht möglich

Ganz klar ist die Empfehlung des KKNMS für MS-Patienten, sich nach Möglichkeit impfen zu lassen. Anmelden kann man sich dafür in Baden-Württemberg noch nicht. Bis die Stufe 2 der Priorisierung ans Impfen kommt, vergehen nach derzeitigem Stand noch ca. 2 Monate.

In Baden-Württemberg sollen Impftermine künftig über das Internet, eine App sowie die bekannte Telefonnummer der Kassenärztlichen Vereinigung (116 117) vereinbart werden können. Derzeit ist das noch nicht möglich, wird aber rechtzeitig über die Medien bekanntgegeben.

Quellen: KKNMS (Pdf), 18.12.2020; 116 117, Stand: 22.12.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 22.12.2020