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CDP-Cholin bei Multipler Sklerose ?

Forscher aus Hannover entdecken CDP-Cholin zur Regeneration von Nerven. Im Mausmodell funktioniert es. Beim Menschen könnte die Substanz die Regeneration nach einem Schub verbessern.

 

Nach einem Multiple Sklerose-Schub kann sich das Myelin um die Nerven herum wenigstens zum Teil wieder zurückbilden. Wenn es gelingt, diese Regeneration zu verbessern, dann fielen die bleibenden Schäden im ZNS geringer aus. Bisher gibt es dazu verschiedene Ansätze, aber noch kein zugelassenes Mittel.

Mit CDP-Cholin haben nun Wissenschaftler der Klinik für Neurologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) einen weiteren Ansatz zur Re-Myelinisierung entdeckt (also zur Ummantelung von Nerven mit Myelin nach einer Schädigung). In 2 Mausmodellen förderte dieser Stoff die Regeneration.

"CDP-Cholin beschleunigt bei Mäusen die natürlicherweise ablaufende Regeneration nach einem Schub von ein paar Wochen auf ein paar Tage. Die Geschwindigkeit ist entscheidend, weil Nervenzellen irgendwann zugrunde gehen, wenn sie ohne Myelinhülle quasi ‚nackt‘ sind", sagt Professor Stangel. CDP-Cholin stimuliert ein Enzym, wodurch mehr Myelin-Vorläuferzellen entstehen und sich die Myelinhülle schneller regenerieren kann. "So könnten weniger Nervenzellen sterben, was langfristig zu weniger Behinderungen bei den Patienten führen würde", ergänzt PD Dr. Thomas Skripuletz.

Ob CDP-Cholin bei einem Schub für eine gewisse Zeit gegeben werden kann, zusätzlich zur bisher üblichen Therapie mit Cortison, oder aber auch präventiv, sind Fragen, die es später zu klären gilt. Zunächst müssen die Forscher in klinischen Studien zeigen, ob die Ergebnisse vom Mausmodell auf den Menschen übertragbar sind. CDP-Cholin ist bereits im Rahmen von anderen Erkrankungen untersucht worden und steht als Nahrungsergänzungsmittel zur Verfügung. Es kann zum Beispiel übers Internet erworben werden, wobei man jetzt sicher keine Empfehlung zur Selbstbehandlung an MS-Erkrankte aussprechen kann.

Sicher, aber wenig erfolgreich nach Schlaganfall

CDP-Cholin gilt aus toxikologischer Sicht als sehr sicher und zeigte keine bedeutenden systemischen cholinergen Effekte. Dies könnte weitere Studien und eine eventuelle Zulassung gegen Multiple Sklerose einerseits beschleunigen, andererseits die Finanzierung erschweren.

CDP-Cholin ist ein Zwischenprodukt des Zellmembranstoffwechsels und kommt als essentieller Baustein für die Biosynthese von Zellmembran-Phospholipiden zum Einsatz. Es wird bereits lange teilweise nach Schlaganfällen angewendet. Die Studienergebnisse aus verschiedenen Phasen sind laut Wikipedia-Artikel vom 14.09.2015 jedoch widersprüchlich. Eine Phase-III-Studie mit Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Schlaganfall wurde eingestellt, da sich kein Unterschied zwischen Wirkstoff- und Placebogruppe zeigte.

CDP-Cholin vermehrt myelin-bildende Vorläuferzellen

Wie Prof. Stangel gegenüber der AMSEL-Onlineredaktion sagte, liege beim MS-Schub ein ganz anderer Mechanismus zugrunde als beim Schlaganfall. Beim MS-Schub stehe die De-Myelinisierung im Vordergrund. Und genau dagegen zeigte sich CDP-Cholin - bisher im Mausmodell - als wirksam. Die Vorläuferzellen, die für die Re-Myelinisierung zuständig sind, vermehrten sich nämlich unter der Behandlung mit CDP-Cholin. Offen sind momentan noch die Finanzierung weiterführender Studien sowie die Dosierung.

Quelle: Presseinformation MMH, 10.09.2015; Wikipedia-Artikel vom 14.09.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 14.09.2015