In knapp zwei Wochen beginnt der ECTRIMS-Kongress in Kopenhagen. Zum 40. Mal treffen sich bei dem Kongress Fachleute, um sich über die jüngsten Erkenntnisse zur Multiplen Sklerose (MS) auszutauschen. Er findet jedes Jahr in einer anderen europäischen Metropole statt. Im Vorfeld schon veröffentlichen einige Hersteller einzelne Daten aus Studien, die erst auf ECTRIMS – dieses Jahr startet der MS-Kongress ab 18. September – ausführlicher erläutert werden sollen.
Anfang der Woche wurden Vorabdaten zum BTKi Tolebrutinib bekannt (siehe AMSEL-Bericht vom 4. September: In Phase 3 konnte der Wirkstoff die Behinderungsprogression bei sekundär-progredienter MS verzögern). Kurz darauf sind auch erste Daten zu Fenebrutinib veröffentlicht worden. Darum geht es hier.
BTKi für alle MS-Verläufe?
Fenebrutinib zählt ebenfalls zu den Bruton-Tyrosin-Kinase-Hemmern (kurz: BTKi). BTKi hindern B-Zellen an ihrer Arbeit, indem sie die Bruton-Tyrosin-Kinase hemmen. Allerdings liegen zu Fenebrutinib, im Unterschied zu Tolebrutinib und Evobrutinib, erst Phase-2-Ergebnisse vor. Vor allem jedoch handelt es sich bei der aktuellen Studie um eine Studie zu schubförmiger MS (und nicht wie bei Tolebrutinib um eine Studie zu progredienter MS). Wie der Hersteller berichtet, konnte Fenebrutinib in Phase zwei 96 % der Probanden im Wirkstoffarm der Studie über 48 Wochen schubfrei halten. Noch deutlicher waren demnach die MRT-Ergebnisse: Hier waren 99 % der Probanden ohne gadolinum-aufnehmende T1-Läsionen, also ohne aktive Entzündungen.
Da auch die "chronischen" T2-Läsionen sich deutlich mehr verkleinerten als in der Placebogruppe und keiner der Wirkstoffprobanden nach 48 Wochen eine Verschlechterung des EDSS-Wertes aufwies, wäre zu hoffen, dass Fenebrutinib auch bei (rein) progredienten Verläufen wirksam sein könnte. Sowohl zur schubförmigen wie zur schleichenden MS bleiben jedoch Phase-3-Studienergebnisse abzuwarten.
BTKi und primär-progrediente MS
Zwei Phase-3-Studien zur schubförmigen und eine Phase-3-Studie zu primär-progredienter MS mit Fenebrutinib laufen bereits. Die Rekrutierung für die Studie zur primär-progredienten MS ist bereits abgeschlossen. Auch Studienzentren in Baden-Württemberg sind beteiligt, etwa in Freiburg, Tübingen und Böblingen. Die Studie endet voraussichtlich Ende 2026. Endgültige Ergebnisse daraus dürften also erst im Laufe des Jahres 2027 vorliegen.
Quellen: Pressemitteilung von Roche, 04.09.2024; Clinicaltrials.gov, abgerufen am 06.09.2024.
Redaktion: AMSEL e.V., 06.09.2024