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"Blasenprobleme ließen sich nicht mehr wegreden"

Blasenstörungen gehören zu den häufigsten Symptomen bei Multipler Sklerose. Wie man damit umgehen kann, erfährt Mann oder Frau bei AMSEL-Veranstaltungen. So wie Britta. Ein Erfahrungsbericht.

Unbeschwert leben, unabhängig bleiben trotz Blasen und Darmstörungen bei Multipler Sklerose" lautete der Titel des Infotages am 5. März in Heilbronn mit Dr. med. Martin Rösener, niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Ärztlicher Beirat der AMSEL, Stuttgart, als Referent. Britta [Name von der Redaktion geändert] war dabei und berichtet:

Der 1. März war ein unschöner Tag für mich, denn meine Blasenprobleme ließen sich einfach nicht mehr wegreden. Ständiger Harndrang und immer dieser Restharn, das alles gab mir sozusagen auch den Rest und ich konnte nur noch heulen. Ich bin sehr froh, dass ich mich deshalb an die AMSEL gewendet hatte. Eine Mitarbeiterin wies mich auf den Infotag am 5. März in Heilbronn mit Dr. Rösener hin. Glück im Unglück. Aber so passiert es ja manchmal.

Vormittags hat Dr. Rösener sehr gut und vor allem verständlich erklärt, was - wenn man MS-betroffen ist - da "unten rum" nicht mehr klappt. Ich habe verstanden, dass es eben aufgrund der Läsionen im Hirn und Rückenmark zu Verbindungsstörungen kommen kann und dass das Zusammenspiel von Schließmuskel und Blasenmuskel ein sehr komplexer Ablauf ist und der eben gestört ist.

Endlich habe ich auch das Problem mit dem Restharn begriffen – dass das ein schöner Nährboden für Blasenentzündungskeime ist und Infektionen das Immunsystem ankurbeln und das wiederum schlecht für den MS-Verlauf sein kann. Eine Blasenentzündung allein reicht ja eigentlich schon. Deswegen ist es aber von ganz besonderer Bedeutung, die Blase vollständig zu entleeren.

Reine Übungssache

Im Vortrag wurden verschiedene Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Interessant fand ich die Botulinumtoxinbehandlung. Hierbei wird der Blasenmuskel "ruhig gestellt" und somit hört die ewige unergiebige Rennerei auf. Vorerst schwierig hört sich aber das hierbei unerlässliche Katheterisieren an, welches die Konsequenz dieser Behandlung ist.

Nachdem in der Gesprächsrunde am Nachmittag drei Frauen völlig positiv von dieser Behandlungsform berichteten und erklärten, dass das Katheterisieren reine Übungssache sei und man sich gut daran gewöhnen könne, möchte ich das für mich genauer überlegen.

Weitere Informationen zum Thema Blase und Multiple Sklerose

Die Berichte darüber, wie entspannt das Leben danach sein kann, faszinieren mich. Einfach nicht mehr in der Gedankenspirale "oje – wo ist das nächste Klo – genug Einlagen dabei – hoffentlich geht nichts daneben - schnell – 20 mal Hose rauf und runter – wie schlimm wird das noch – schon wieder Klo…" verharren und ganz normal am Leben teilnehmen und in Ruhe arbeiten können, das klingt verlockend. Ich glaube, bald wage ich diesen Schritt.

Interessant fand ich auch die Frage, wie man an Vorlagen rankommt, beziehungsweise dass es diese auf Rezept gibt. Hierzu muß man seinem behandelnden Arzt von seiner – gefühlt - äußerst peinlichen Erkrankung berichten und diese am Besten neurologisch und urologisch abklären lässt.

Ohne Scheu reden

Nachdem ich den Vortrag gehört habe, weiß ich, dass einem Kontinenzprobleme nicht peinlich sein müssen. Ich habe erkannt, dass wenn ich mir nicht helfen lasse, ich mich bewusst selber in peinliche Situationen bringen kann.

Der Arzt verordnet einem die aufsaugenden Produkte. Mit dem Rezept geht man dann zur Krankenkasse oder ins Sanitätshaus. Je nach Krankenkasse gibt es dann unterschiedliche Auswahlmöglichkeiten und Verordnungszeiträume. Das werde ich demnächst für mich auch in Angriff nehmen.

Es war ein toller Tag für mich, denn ich habe neben vielen Behandlungsmöglichkeiten eine besondere kennengelernt, wie ich mit einem sehr unangenehmen MS-Symptom zurechtkommen kann. Besonders gut fand ich, dass die Gesprächskreise nachmittags nach Männer und Frauen getrennt waren. Es war wohltuend, mit so vielen anderen Frauen offen über diese Thematik und ohne Scheu zu reden!

Darmstörungen und deren Behandlung sowie

geeignete Hilfsmittel wurden ebenfalls gezeigt und erläutert aber da es nicht mein Thema ist, kann ich dazu auch nichts sagen.

Britta

 

Der Infotag fand in Kooperation der AMSEL mit der AOK Heilbronn-Franken und der AMSEL-Kontaktgruppe Heilbronn statt. AMSEL dankt ihren Kooperationspartnern für die freundliche Unterstützung.

Redaktion: AMSEL e.V., 10.03.2016