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Blasen-Mittel Solifenacil als Myelin-Macher bei Multipler Sklerose ?

Forscher der University at Buffalo entdecken in einem bereits zugelassenen Wirkstoff möglicherweise ein Mittel zur Re-Myelinisierung. Sie verwendeten ein Tiermodell, jedoch mit menschlichen Zellen.

Mit fortschreitender Erkrankung wird die Re-Myelinisierung nach MS-Schäden immer unvollständiger. Die Myelinbildung weiter aktiv zu halten, ist lange schon erklärtes Ziel der MS-Forscher weltweit, gerade auch bei den progressiven Formen der Multiplen Sklerose (Primär Progrediente MS und Sekundär Progrediente MS).

Forschern der University at Buffalo ist dieser Schritt womöglich gelungen. Sie experimentierten zwar am Tiermodell, jedoch mit menschlichen Zellen. Werden die Oligondendro-Vorläuferzellen gezielt mit Solifenacil, einem Blasen- und Antispastik-Mittel, behandelt, dann findet weiterhin Myelinbildung statt. In Deutschland wird der Wirkstoff unter dem Handelsnamen Vesikur vertrieben und ist zugelassen zur Behandlung der Symptome von Dranginkontinenz, einem bei MS-Patienten recht häufig vorkommenden Symptom.

Die Theorie der Forscher: Die Oligodendrozyten bleiben bei der Multiplen Sklerose irgendwo in ihrer Entwicklung stecken. Sie entwickeln sich nicht weiter zu Myelin-bildenden Zellen. Sie fanden einen Rezeptoren, dessen Aktivierung die Differenzierung der Oligodendrozyten stoppte. Also suchten sie nach einem Mittel, um genau diesen Rezeptor zu blockieren. Das fanden sie in Solifenacil.

Um zu testen, ob der aus der Blasentherapie bekannte Wirkstoff die Myelinbildung ankurbeln könnte, transplantierten sie Oligodendrozyten-Vorläuferzellen in Mäuse, die kein Myelin bilden können. Das Ergebnis: mehr Differenzierung und Myelinisierung durch die transplantierten menschlichen Zellen.

Als funktionellen Endpunkt der Studie wählten sie Hirnaktivität auf Geräusche hin. Bei den mit Solifenacil behandelten Mäusen fielen diese Hirnaktivitäten deutlich größer aus. Scheinbar kann Solifenacil helfen, die menschliche Myelinproduktion zu erhöhen. Die hier vorgestellten Grundlagen sind jedoch vorklinische Studien. Der Wirkstoff muss erst noch in Studien mit Patienten bestätigt werden und kann danach eventuell für Multiple Sklerose zugelassen werden. Der Vorteil bei Wirkstoffen, die bereits für andere Erkrankungen zugelassen sind: Eine Zulassung für eine weitere Indikation dauert in der Regel kürzer als für einen völlig neuen Wirkstoff.

 

Quelle: Pressemitteilung der University at Buffalo: Myelin-maker: How an FDA-approved drug boosts myelin Synthesis, 27.02 2015

Redaktion: AMSEL e.V., 09.03.2015