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Biotin - Daten zur Behandlung der Progressiven Multiplen Sklerose

Neu von der AAN: Forscher haben ihre Ergebnisse zu Vitamin B7 in hochdosierter Form bei primär und sekundär progredienter Multiple Sklerose veröffentlicht.

 

Über Biotin und seine Wirkung im Körper

Biotin, auch Vitamin B 7 oder Vitamin H oder Co-Enzym R genannt, gehört zu den wasserlöslichen B-Vitaminen. Der Körper braucht für gesunde Haut, Haare und Nägel. Es ist außerdem an verschiedenen Stoffwechseln beteiligt und mit für die korrekte Umsetzung der Erbgutinformationen zuständig. Vielleicht hat es aber auch einen Einfluss auf die Myelinproduktion, wie die Forscher der MS-Studie vermuten.

Bisher gilt nur Vitamin-B7-Mangel als Indikation für eine Nahrungsergänzung mit diesem Vitamin. Vitamin-B7-Mangel kann zum Beispiel während der Schwangerschaft entstehen oder bei hohem Konsum an rohem Ei.

Schönere Haut, Haare und Nägel - damit wird gern geworben, wenn es um Biotin / B7 als Nahrungsergänzungsmittel geht. Es sei gleich vorweggenommen: Bei der vorliegenden Studie gegen Multiple Sklerose wird Biotin nicht als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt, sondern in der 10.000-fachen Dosierung der empfohlenen Tagesmenge und damit als Medikament mit Wirkungen und potenziellen Nebenwirkungen.

Den primären Endpunkt der Studie hat Biotin 300mg erfüllt: Es konnte den EDSS-Wert 12,6% der Wirkstoffgruppe um 0,5 bzw. 1 Punkt senken oder aber die Gehgeschwindigkeit in 25-Foot-Walk verbessern. Der Progressionsanstieg war mit 4% in der Wirkstoffgruppe deutlich geringer als unter Placebo (13%).

Das ist zwar kein sehr hohes Ergebnis aber doch bemerkenswert in Anbetracht der Tatsache, dass Wirkstoffe für den progredienten, also schublos schleichenden MS-Verlauf sehr limitiert sind (während für den schubförmigen Verlauf mittlerweile über 10 Wirkstoffe zugelassen sind, siehe auch

das Stufentherapieschema zur Behandlung der Multiplen Skjlerose).

Studiendesign zu Biotin 300mg bei Progressiver MS

In die randomisiert doppelblinde Placebo-Pivotstudie der Phase 3 wurden 154 PMS-Patienten aus 16 französischen MS-Zentren eingebunden, die durchschnittlich

  • 51,4 Jahre alt waren
  • eine Krankheitsdauer von 16,6 Jharen hatten
  • einen EDSS-Wert von 6,1 hatten

und die

  • innerhalb der letzten 2 Jahre eine Krankheitsprogression nach EDSS hatten
  • in den 3 Monaten vor Studienbeginn kein krankheitsmodifizierendes Medikament eingenommen hatten
  • nicht Fampridin (zur Steigerung der Gehgeschwindigkeit) einnahmen
  • keine neuen aktiven Herde innerhalb eines Jahres hatten.

41% der Probanden hatten Primär Progrediente MS, 59% den Sekundär Progredienten Verlauf. Aufgeteilt wurde in Wirkstoff- und Placebogruppe im Verhältnis 2:1. Sie bekamen täglich eine Tablette mit 300mg Biotin über ein Jahr hinweg. Getestet wurde als Endpunkt die Veränderung im 9. Monat und die Bestätigung dieser Veränderung im 12. Monat.

Die Studienergebnisse müssen sich erst noch in umfangreicheren Studien bestätigen. Bisher nur hypothetisch ist die Frage des Wirkmechanismus: Besteht hier ein Einfluss "nur" auf den Stoffwechsel oder auch auf das Immunsystem ? Wie verhält es sich mit der Re-Myelinisierung ? Wie lange und in welcher Dosis muss Biotin eingenommen werden ?

Biotin 300mg (Studienname MD1003) scheint gut vertragen worden zu sein. Negative Ereignisse waren in der Wirkstoff- wie in der Placebogruppe vergleichbar. Ein Patient der Wirkstoffgruppe beging Selbstmord, was jedoch ohne Bezug zum Medikament stehen soll.

Quelle: Firstwordpharma, 25.04.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 23.03.2015