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Biomarker für Frühphase der MS-Behandlung entwickelt

Eine Blutanalyse soll zeigen, welcher Wirkstoff in der Frühphase der Multiplen Sklerose für welchen Erkrankten der geeignete ist.

Es gibt mittlerweile eine große Zahl an Wirkstoffen zur Behandlung der MS. Nicht bekannt ist aber, welches davon für welche Patienten am besten ist. Eine Entwicklung an der Universität Würzburg soll hier mehr Sicherheit bringen.

B-Zellen eignen sich als Biomarker

 

 

© robert Emmerich

Professor Stefanie Kürten und ihr Mitarbeiter Damiano Rovituso.

Dem Team um Stefanie Kürten, Professorin für Anatomie und Zellbiologie an der Universität Würzburg, ist es gelungen, erstmals einen Biomarker für die MS zu entwickeln: Mit einer Blutanalyse lässt sich womöglich entscheiden, welcher der beiden "Therapie-Klassiker" Glatirameracetat oder Interferon beta in der Frühphase der Krankheit zum Einsatz kommen sollte.

Demnach müssten Patienten mit autoreaktiven B-Zellen im Blut mit Glatirameracetat behandelt werden, wogegen Patienten ohne diese B-Zellen eher von einer Therapie mit IFN-beta profitieren dürften. Die neuen Erkenntnisse wurden in Kooperation mit dem Unternehmen TEVA Pharmaceutical Industries, dem Hersteller von Glatirameracetat, erarbeitet. Den Biomarker-Test selbst haben die Wissenschaftler gemeinsam mit der Firma Cellular Technology Limited aus den USA entwickelt

Für den Biomarker-Test braucht man Blutproben, erklärt Kürtens Mitarbeiter Damiano Rovituso. Daraus werden die weißen Blutzellen isoliert und vier Tage lang in einer Zellkultur so stimuliert, dass die Gedächtnis-B-Zellen des Immunsystems anfangen, Antikörper zu produzieren. "Wir bestimmen dann, ob diese Antikörper gegen Gewebe des Zentralen Nervensystems reagieren." Der Test sei hochspezifisch für die Multiple Sklerose, denn B-Lymphozyten und ihre Antikörper können direkt zur Schädigung der Nervenfasern beitragen.

Klinische Studien mit mehr Patienten nötig

Publiziert sind die Ergebnisse im Fachblatt "Scientific Reports". Die Würzburger Wissenschaftler haben dafür bisher Tests mit insgesamt 57 MS-Patienten durchgeführt. An der Studie beteiligt waren die Neurologien der Universitätskliniken Köln und Würzburg; außerdem das Klinikum Augsburg, das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim und die Charité Universitätsmedizin Berlin. Bevor die neuen Erkenntnisse aber eventuell Eingang in die Routinebehandlung finden, müssen sie bei einer klinischen Studie mit größeren Patientenzahlen abgesichert werden.

Eine solche Studie startet laut Stefanie Kürten voraussichtlich noch 2015; finanziert wird sie vom Arzneimittelhersteller TEVA Pharmaceutical Industries. Durchgeführt wird die Studie gemeinsam mit Stefan Braune, Professor für Neurologie an der Technischen Universität München. Er wird Patienten aus ganz Deutschland für die Studie rekrutieren.

Nächster Schritt: Antikörper-Wirkung erforschen

Als nächstes möchte Stefanie Kürten herausfinden, gegen welche Zielstrukturen im Gehirn sich die Antikörper aus den B-Gedächtniszellen einzelner testpositiver Patienten richten. Das soll weiteren Aufschluss über den Verlauf der Erkrankung geben. "Vielleicht können wir dann auch Therapien entwickeln, die krankheitserzeugende B-Zellen direkt angreifen."

Quelle: "The brain antigen-specific B cell response correlates with glatiramer acetate responsiveness in relapsing-remitting multiple sclerosis patients”, Damiano M. Rovituso, Cathrina E. Duffy, Michael Schroeter, Claudia C. Kaiser, Christoph Kleinschnitz, Antonios Bayas, Rebecca Elsner & Stefanie Kuerten. Scientific Reports 5, Artikelnummer 14265 (2015).

Quelle: Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 06.11.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 09.11.2015