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Bestimmte Viren können Nervenzellen infizieren - Ursache für Multiple Sklerose ?

Amerikanische Forscher entdecken eine direkte Verbindung zwischen Nervenzellen und EBV-Virus wie auch einem weiteren Herpes-Virus. Ob der Link ursächlich ist, steht noch nicht fest, aber neue Optionen für Therapien könnten sich daraus ergeben.

Ein Zusammenhang zwischen Epstein-Barr-Virus (EBV) und Multipler Sklerose wird schon lange vermutet. Über 50 Jahre wird dazu bereits geforscht. Bekannt ist, dass etwa das Nervenwasser von MS-Erkrankten oft EBV aufweist. Bei einer sehr hohen sogenannten Durchseuchungsrate der Bevölkerung mit diesem Virus (mehr als 90% der über 40-Jährigen sind infiziert) war es bisher allerdings nicht gelungen, einen direkten Zusammenhang mit den Schäden in Gehirn und Rückenmark herzustellen.

Dies liegt nicht zuletzt daran, dass man bisher annahm, dass das EBV die Nervenzellen selbst nicht infizieren könne. Genau dies konnten Forscher der University of Pennsylvania nun aber zeigen.

EBV und ein verwandtes Virus, das Kaposi-Sarkom-assoziierte Herpesvirus (KSHV), beide gehören zur Familie der Gamma-Herpes-Viren, können sowohl kultivierte wie primäre Neuronen infizieren als auch sich in ihnen replizieren. Die Wissenschaftler zeigten dies mit genetisch vorbehandelten, grün fluoreszierenden Viren.

Multiple Sklerose antiviral bekämpfen ?

"Ich konnte es nicht glauben," sagt Prof. Erle S. Robertson, Direktor des Tumor Virology Training Program am Abramson Cancer Center. "In 50 Jahren Forschung an EBV, hat niemand jemals dieses Virus in Nervenzellen entdeckt. Aber vielleicht hat einfach nie jemand hingeschaut."

Wenn mit diesen Forschungsergebnissen auch keineswegs die Ursache der Multiplen Sklerose nachgewiesen ist, legen die Daten doch nahe, diese virale Infektion durch Gammaherpesviren könnte zumindest einige der Symptome verursachen (und zwar nicht nur bei Multipler Sklerose sondern auch bei Alzheimer und weiteren neurologischen Krankheitsbildern). Darüberhinaus ergäbe sich durch den Einsatz von antiviralen Medikamenten eventuell eine neuartige therapeutische Strategie.

Zusammenhang kontrovers

Robertson zufolge legen die Daten nahe, dass die virale Infektion von Nervenzellen mit der Neuropathologie, also der Entwicklung von Krankheiten im Zusammenhang stehen könnten. Er betont jedoch, dass dies noch kein Beweis für Kausalität sei. Dafür sind weitere Studien nötig und auch bereits geplant. Ebenso soll untersucht werden, warum eine Infektion von Nervenzellen mit EBV und KSHV destruktiv endet, während die Viren bei der Infektion von B-Zellen in eine Art Dämmerzustand geraten.

Kontrovers sei die Entdeckung dennoch. Und immerhin ist nicht bei jedem Mensch mit Multipler Sklerose das EBV nachweisbar. Allerdings bei fast jedem.

Quelle: Pressemitteilung der University of Pennsylvania, 03.12.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 08.12.2015