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Besser therapieren und diagnostizieren dank Neurofilamenten ?

Eine deutsche Studie mit rund 800 Patienten zeigt, dass der NFL-Biomarker Diagnose und Behandlung der Multiplen Sklerose erleichtern könnte.

Neurofilamente sind bereits seit ein paar Jahren im Gespräch im Zusammenhang mit Multipler Sklerose. Sie gelten als Biomarker, um das Ausmaß des Nervenschadens über das Blut zu bestimmen. Und: Sie sollen bereits vor der Diagnose vermehrt auftreten. In einigen der jüngeren Wirkstoffstudien wurden die Neurofilament- Level bereits eingesetzt, um die Wirksamkeit zu messen. Noch sind Neurofilament-Werte jedoch kein Standard. Die aktuelle Studie macht jedoch deutlich, dass sich dies bald ändern könnte.

Ein Forscherteam der Universitätsmedizin Mainz hat die Aussagekraft der Neurofilamente gemeinsam mit anderen deutschen MS-Zentren und dem Krankheits-Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) in einer MS-Kohorten-Studie untersucht. Und sie konnten dabei den Nutzen von NFL belegen: Kennt man den Neurofilament-Wert eines Patienten, so hilft dies,

  • eine Multiple Sklerose zu diagnostizieren,
  • eine Prognose zum Krankheitsverlauf zu geben und damit
  • eine Therapieentscheidung zu treffen.

Bei der Multiplen Sklerose zerstören körpereigene Zellen Nervenzellen des Gehirns, was teils dramatische Auswirkungen haben kann und Betroffene mitunter stark behindert. Um eine MS zu diagnostizieren und deren Verlauf zu beobachten, ist man bis heute auf Magnetresonanz-Tomographie (MRT) im zeitlichen Verlauf und die Analyse des Nervenwassers aus dem Rückenmark angewiesen. Gleiches gilt für Studien.

Neurofilamente könnte Diagnose beschleunigen

Neurofilamente, das sind genauer Neurofilament-Leichtketten-Proteine, welche die gesunden Neuronen stützen und die bei deren Zerstörung freigesetzt  werden. Werden besonders viele Neurofilament-Proteine freigesetzt, dann findet man diese in sehr großer Zahl im Nervenwasser und in deutlich kleinerer Zahl im Blut des Patienten. Bis vor einigen Jahren konnte man sie im Blut ob ihrer geringen Zahl gar nicht nachweisen. Durch die Entwicklung neuer und empfindlicherer Messmethoden, genauer die sogenannte Single Molecule Array, lässt sich das NFL mittlerweile auch im Blut von Patienten exakt nachweisen. Oder anders gesagt: Es lässt sich das Ausmaß des Nervenschadens im Blut messen.

In der aktuellen Studie konnten die Wissenschaftler zeigen, dass MS-Patienten mit neuronaler Schädigung durch den neuen Biomarker NFL wirklich früher erkannt werden konnten und damit auch früher besser behandelt werden konnten. Teilweise zeigte der NFL-Wert noch vor der herkömmlichen Diagnose, dass ein Patient Multiple Sklerose hat.

Ob Neurofilament-Messungen die herkömmlichen Diagnose- und Verlaufskontrolle-Methoden nur ergänzen oder künftig vielleicht sogar teilweise ersetzen werden, muss sich noch zeigen. Was heute schon feststeht und durch die aktuelle Studie verdeutlicht wird, ist, dass der Marker wohl künftig eine Rolle für Patienten mit Multipler Sklerose und ihre Ärzte spielen wird.

Quelle: EBioMedicine, 24.05.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 29.06.2020