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Beschleunigtes Zulassungsverfahren für BTKi

Gute Nachricht zum Jahresende: Tolebrutinib wurde in den USA ins beschleunigte Zulassungsverfahren mit aufgenommen. In Phase-3-Studien zeigte der Bruton-Tyrosin-Kinase-Inhibitor Wirkung gegen schubfreie sekundär-progrediente Multiple Sklerose.

Tolebrutinib erhält als erster Blut-Hirn-Schranken-gängiges BTKi den Status "Fast-Track" von der amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA. Dadurch erhält der Wirkstoff Priorität und kann – im positiven Fall –  schneller zugelassen werden. Tolebrutinib soll zugelassen werden für erwachsene Patienten, die an sekundär-progredienter MS ohne Schübe erkrankt sind.

Aktuell finalisiert der Hersteller Sanofi eigenen Angaben zufolge seinen Zulassungsantrag für Tolebrutinib bei schubfrei sekundär-progredienter MS in den USA und bereitet den Antrag für die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA: European Medicines Agency) vor. Eine Zulassung wird noch im ersten Halbjahr 2025 erwartet. Studienergebnisse aus PERSEUS Phase 3, Tolebrutunib bei primär progredienter MS, kündigte der Hersteller für die zweite Hälfte 2025 an.

2025: Jahr der BTKi und Jahr der progredienten MS?

Gewöhnlich geht ein (meist) zunächst schubförmig-remittierender MS-Verlauf Jahre nach der Diagnose in einen sekundär-progredienten Verlauf über. Während MS-Schübe heute sehr gut prophylaktisch (und akut) behandelt werden können, gibt es für (primär wie sekundär) progrediente Verläufe bisher nur wenige und wenig wirksame Immuntherapien.

Tolebrutinib zeigte in Phase 3 der HERCULES-Studie mit über 1.000 Patienten, dass es die Zeit bis zu einem weiteren Behinderungszuwachs gegenüber Placebo um über 30 % hinauszögern konnte. Außerdem zeigten sich Verbesserungen im Behinderungsgrad doppelt so oft wie unter Placebo und der Zuwachs an neuen oder sich vergrößernden Hirnläsionen war um 38 % reduziert.

Wenige, aber teils schwere Nebenwirkungen: Leber

Während der zwei Jahre Studienzeit zeigte sich Tolebrutinib insgesamt zwar als gut verträglich, bei 4,1 % der Patienten kam es allerdings zu Leberenzymerhöhungen  (> 3xULN) gegenüber 1,6 % in der Placebogruppe. Bei 0,5 % in der Tolebrutinib-Gruppe lag der ALT-Peak bei > 20xULN. Diese Fälle traten alle innert 90 Tagen nach der Behandlung auf. Bei den meisten normalisierten sich die Werte von allein wieder. Einer dieser Patienten benötigte jedoch eine Lebertransplanation, die zu Komplikationen führte, an denen er später starb.

Nach Angaben des Herstellers reduzieren häufigere Leberenzymwertkontrollen schwerwiegende Ereignisse mit der Leber unter Tolebrutinib. Mit entsprechend verpflichtenden und engmaschigen Überwachungen ist im Falle einer Zulassung zu rechnen.

BTKi ist nicht gleich BTKi

BTKi nimmt man oral ein. Sie stammen aus der Krebsbehandlung, wo sie bereits eingesetzt werden. BTKi hemmen einen körpereigenen Stoff, die Bruton-Tyrosin-Kinase. Der kommt auch bei Gesunden vor und hilft beim Transport innerhalb von B-Zellen. Wird die Kinase gehemmt, können B-Zellen nicht mehr weiter Antikörper und Zytokine freisetzen. Dadurch, dass BTKi die Blut-Hirn-Schranke passieren können, gelangen sie bis ins Zentrale Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark, und können dort vor Ort Schäden verhindern. Derzeit werden unterschiedliche BTKi gegen verschiedene MS-Verläufe getestet. Nicht alle BTKi sind gleich wirksam. Was sie eint, ist das Konzept der Bruton-Tyrosin-Kinase-Hemmung.

Quellen: MS News Today, 17.12.2024; Pressemitteilung Sanofi, 13.12.2024.

Redaktion: AMSEL e.V., 27.12.2024