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Beim Kickstart voll auf die Bremse treten

Das Team um Professor Luisa Klotz deckt den Wirkmechanismus eines MS-Medikamentes auf und bildet so die Grundlage für gezieltere Wirkstoffe gegen Multiple Sklerose.

Der sogenannte Metabolismus, also der Energiestoffwechsel der Zellen im Körper, spielt bei vielen Autoimmunerkrankungen wie etwa Rheuma eine große Rolle. Daher ist es naheliegend, die direkte Wirkung von MS-Medikamenten auf Immunzellen zu analysieren.

Forscher aus Münster untersuchten den Einfluss von Teriflunomid (Handelsname Aubagio) auf den Zellstoffwechsel. Dabei konnten sie zum einen zeigen, dass bei der MS der Immunmetabolismus bestimmter weißer Blutkörperchen, den T-Lymphozyten, in Zeiten eines Schubes stark verändert ist. Ein bestimmtes Stoffwechselenzym (Dihydro- Orotat-Dehydrogenase, kurz DHODH) ist vonnöten, um aktivierte B-und T-Lymphozyten zu vermehren. Das Forscherteam um Professor Dr. med. Luisa Klotz zeigte nun zum anderen, dass genau dieses Enzym durch Teriflunomid gehemmt wird. Interessant daran ist, dass eine DHODH-Hemmung gerade die hoch aktiven T-Zellen unterdrücken kann.

Potenzial für neue spezifische Wirkstoffe

Das hört sich kompliziert an, doch Professor Dr. med. Luisa Klotz Sobek-Nachwuchspreisträgerin 2012 (amsel.de hatte berichtet) erklärt es sehr anschaulich: "Das Medikament greift gezielt in den Energiestoffwechsel der Mitochondrien [...] ein, und zwar umso stärker, je aktiver die Zelle ist. Der Wirkstoff tritt quasi bei diesen Zellen mitten im Kickstart mit voller Kraft auf die Bremse."

Nun ist Teriflunomid bereits zugelassen und es ist sicherlich auch interessant, nun zu verstehen wie es wirkt. Das eigentlich Wichtige an der Nachricht ist jedoch, dass sich – auf Grundlage des nun entdeckten Mechanismus – neue spezifische Wirkstoffe gegen Multiple Sklerose entwickeln lassen.

Teriflunomid ist ein selektives Immunsuppressivum und zugelassen als Therapiemittel der ersten Wahl bei milder/ moderater schubförmig-remittierender Multipler Sklerose. Es wirkt entzündungshemmend und ist ein Metabolit von Leflunomid, das bei Rheuma eingesetzt wird. Genauere Infos zu Teriflunomid und eine Vergleichsmöglichkeit mit anderen MS-Mitteln bietet das AMSEL-Tool "Multiple Sklerose behandeln".

Quellen: Science Translational Medicine, 01.05.2019; Pressemitteilung der DGN, 28.05.2019.

Redaktion: AMSEL e.V., 24.06.2019