Auf den Fisch gekommen

Reif für die Multiple-Sklerose-Forschung ? Bayreuther Forscher fanden mit dem Zebrafisch ein günstiges Verfahren, um die Regeneration von Nerven im Reagenzglas zu testen.

 

 

Universität Bayreuth

Zebrafische können als Lieferanten für Nervenzellen im Reagenzglas dienen, auch innerhalb der MS-Forschung, denn sie besitzen die Fähigkeit, neue Nervenzellen zu bilden und somit abgestorbene und beschädigte Zellen zu ersetzen.

Beschädigte menschliche Nervenzellen in möglichst großem Umfang reparieren oder ersetzen zu können, ist ein Ziel, auf das die Medizin weltweit hinarbeitet, nicht zuletzt die Multiple-Sklerose-Forschung. Dabei sind Zebrafische von besonderem Interesse. Denn sie besitzen die ungewöhnliche Fähigkeit, neue Nervenzellen zu bilden und dadurch abgestorbene oder beschädigte Nervenzellen zu ersetzen.

Bisher war es allerdings nicht möglich, Nervenzellkulturen von Zebrafischen kostengünstig und standardisiert im Reagenzglas zu produzieren. Mithilfe eines bewährten Verfahrens ist genau dies einem Forschungsteam am Lehrstuhl für Tierphysiologie der Universität Bayreuth nun gelungen. Die Forscher konnten großflächige Kulturen aus Zebrafisch-Nervenzellen anlegen, die ein genaues Studium der Neubildung und Regeneration solcher Zellen erlauben.

Magnetpartikel helfen beim Sortieren

Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Stefan Schuster haben die magnetisch aktivierte Zellsortierung – die unter dem rechtlich geschützten Namen "MACS" (Magnetic-Activated Cell Sorting) bekannt ist – erstmals auf Nervenzellen von Zebrafischen angewendet. Magnetische Partikel ermöglichen das mehrstufigen Verfahren vom Zebrafischembryo bis zur determinierten Stammzelle.

"Die von uns konzipierte und erfolgreich getestete Anwendung des MACS-Verfahrens auf Vorläuferzellen von Zebrafischen hat sich als sehr effizient und zugleich als kostengünstig erwiesen", resümiert Georg Welzel, der die Experimente durchgeführt hat. Prof. Schuster ist zuversichtlich, dass das Verfahren künftig weitere Verbreitung finden wird: "Damit ergeben sich vielversprechende Möglichkeiten für die neurobiologische und biomedizinische Forschung, die hoffentlich schon bald und besser als heute in der Lage sein wird, menschliche Nervenzellen wiederherzustellen oder durch neues Gewebe zu ersetzen."

Zellkulturen, um degenerative Nervenkrankheiten zu erforschen

Ein weiterer Schritt könne beispielsweise darin bestehen, das MACS-Verfahren auf die neuronalen Vorläuferzellen anzuwenden und aus ihnen genau diejenigen Zellen zu isolieren, die für Hirnfunktionen vorgeprägt sind. "Auf diese Weise könnten spezialisierte Zellkulturen eingerichtet werden, die beispielsweise für die Forschungen zur Parkinskon- oder Alzheimer-Erkrankung wertvolle Unterstützung leisten", meint der Bayreuther Tierphysiologe.

Gegenüber AMSEL.DE betonte Prof. Dr. Stefan Schuster:

Wir sind überzeugt davon, dass der neue in vitro-Ansatz sehr hilfreich sein wird, gezielt die Bedingungen zu untersuchen, die die Regeneration von Axonen fördern oder unterdrücken. Wir glauben, dass die Möglichkeit, verhältnismäßig einfach in vitro-Ansätze jetzt auch im Zebrafisch durchzuführen, die Aufklärung der Mechanismen im Zebrafisch noch weiter vorantreiben wird. Es gibt natürlich sehr große und herausragende Zentren (auch in Deutschland), die sich schwerpunktmäßig damit befassen und von denen wir hoffen, dass sie unsere Ansätze gewinnbringend aufgreifen. Dennoch haben wir eigene

Projekte, bei denen wir künstliche Nervennetze bauen und deren Stabilität gegenüber Störungen untersuchen wollen. Wir glauben, dass auch diese weiteren Arbeiten überraschende neue Ansatzpunkte liefern, die sich die Multiple-Sklerose-Forschung zu Nutze machen kann.

Quelle: Universität Bayreuth, Pressemitteilung, 6.02.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 11.02.2015