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Astrozyten beschleunigen Regeneration von Myelin

Das haben Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) über die sternfömigen Zellen herausgefunden - ein weiterer wichtiger Baustein zum Wissen über Multiple Sklerose und ein neuer Ansatz.

Wenn denn Myelin schon geschädigt wird, dann muss es möglichst schnell abtransportiert werden, um Platz für neues Myelin zu schaffen. Diese Aufgabe übernehmen die sogenannten Astrozyten. Das sind sternförmige Zellen der "Glia", also jener Zellgruppe im Gehirn, die dort neben den Nervenzellen vorkommt.

Die Nervenzellen wiederum verbinden Axone, lange Fortsätze. Damit elektrische Impulse möglichst störungsfrei weitergeleitet werden können, müssen diese Axone mit einer Schutzschicht ummantelt sein, ähnlich einem Elektrokabel, das man ja auch nicht blank verlegt sondern mit einer Isolierschicht versieht.

Bei Multipler Sklerose greifen körpereigene Zellen dieses Myelin im Gehirn wie im Rückenmark an und führen so zu Behinderungen etwa am Auge, der Blase, den Beinen oder Armen. Immunmodulatoren wie z.B. die Betaferone versuchen, diesen Angriff einzudämmen. Regenerative Wirkstoffe hingegen versuchen, einen entstandenen Schaden zu beheben, die Selbstheilung oder Regeneration des Körpers anzuregen. Tatsächlich leistet das Gehirn Enormes, um solche Myelinschäden zu regenerieren.

Vor dem Wiederaufbau des Myelins müssen die kaputten Reste aber zunächst abgeräumt werden, ähnlich einer Baustelle: erst der Schutt weg, dann das neue Haus gebaut.

"Wir haben erstmals in vivo zeigen können, dass die Astrozyten die Mikroglia aktivieren", sagt Professor Dr. Martin Stangel aus der Klinik für Neurologie der Medizinischen Hochschule Hannover. Dieses Ergebnis ist auch unter dem Aspekt erstaunlich, dass man bisher vom Gegenteil ausgegangen war. Seine Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass die Astrozyten für eine Regeneration von Nervenzellen gebraucht werden.

Im Tiermodell zeigten die Hannover Forscher konkret, dass die Regeneration beschädigten Myelins nur wenige Wochen dauert. Schalteten sie die Astrozyten aus, dann verharrte das geschädigte Myelin an den Axonen - eine neue Myelinschicht wurde nicht gebildet.

Quelle: Brain, Dezember 2012.

Redaktion: AMSEL e.V., 21.02.2013