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Antikörperbildung ist nicht alles

Erste Studiendaten aus Israel zeigen eine teils geringe Antikörperantwort bei der Coronaimpfung unter bestimmten MS-Medikamenten. Prof. Mathias Mäurer erklärt auf MS-Docblog, warum Impfen auch für Patienten unter diesen Therapien dennoch wichtig und auch wirksam ist.

Seit heute können sich Menschen mit Multipler Sklerose in Baden-Württemberg unabhängig von ihrem Alter impfen lassen (amsel.de hatte berichtet). Der Ärztliche Beirat der AMSEL rät weiter ausdrücklich dazu, denn die Nebenwirkungen einer COVID19-Erkrankung überwiegen sehr seltene Nebenwirkungen einer Impfung bei Weitem.

Schutz vor schwerem Verlauf auch ohne neutralisierende Antikörper

Es stand die Vermutung im Raum, dass eine Impfung unter bestimmten MS-Medikamenten weniger wirksam sein könne und neuere Daten aus Israel, wo bekanntlich bereits große Teile der Bevölkerung geimpft sind, scheinen dies für Ocrelizumab und besonders für Fingolimod zu bestätigen. Aus diesen Daten die Schlussfolgerung zu ziehen, dass man sich dann besser doch nicht impfen lässt, ist jedoch falsch, wie Prof. Mathias Mäurer im aktuellen Docblog-Beitrag erklärt.

  • Zum einen wurden bei den untersuchten Fällen lediglich die Antikörper nach einigen Wochen bei den Impflingen gemessen, nicht aber die T-Zellreaktion, die ebenfalls zum Impfschutz beiträgt.
  • Eine Impfung schützt auch ohne neutralisierende Antikörper vor einem schweren Verlauf von SARS-CoV-2.
  • Außerdem ist die Fallzahl in der vorliegenden Studie recht klein und daher nicht sehr aussagekräftig.
  • Und, last not least, lässt sich durch angepasstes Timing (also zeitlichen Abstand zwischen Therapie mit B-Zell depletierenden Wirkstoffen und Impfung) auch die Antikörperreaktion verstärken.

Es gibt also wirklich keinen Grund, Menschen mit MS unter der Therapie mit Ocrelizumab oder Fingolimod von einer COVID-19-Impfung abzuraten.

Apropos MS-Therapien: Mehr Informationen über symptomatische, immunmodulatorische, komplementäre ("alternative") und Schub-Therapien sowie zur Reha bei MS gibt es auf der Plattform https://www.amsel.de/multiple-sklerose/behandeln/.

Quellen: Therapeutic Advances in Neurological Disorders, 22.04.2021; MS-Docblog.de, 26.04.2021.

Redaktion: AMSEL e.V., 03.05.2021