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Antihistamin gegen Multiple Sklerose ?

Clemastin hat die Hürde zur klinischen Studie geschafft. Es soll die Remyelinisierung ankurbeln und ist damit auch für die schleichenden (progredienten) MS-Verläufe interessant.

Die University of California, San Francisco (UCSF) initiierte eine klinische Studie, um das Antihistaminikum Clemastinfumarat für seine Wirksamkeit bei der Behandlung der Multiplen Sklerose-Patienten zu bewerten. Das Labor an der UCSF verwendete ein Hochdurchsatzverfahren und identifizierte damit neben Clemastinfumarat 7 andere bereits von der FDA zugelassene Arzneimittel als potenziell wirksam für die Multiple-Sklerose-Therapie, zur Remyelinisierung gerade auch der progressiven / progredienten Verläufe. Für die schleichend fortschreitende Multiple Sklerose ist noch kein Wirkstoff zugelassen.

Clemastin stärkstes Molekül

Insgesamt screente das Forschungsteam 1.000 bioaktive Moleküle. Unter den Molekülen hatten 8 einen positiven Effekt auf Oligodendrozyten-Vorläuferzellen, also auf die myelinisierenden Zellen des Gehirns, genauer deren Differenzierung und Remyelinisierung. Alle 8 hatten über muskarinische Rezeptoren Einfluss auf die Oligodendrozyten-Vorläuferzellen, aber Clemastin war in-vitro der am stärksten arbeitende Wirkstoff.

Studien an Mäusen mit Rückenmarksverletzungen - hier ist wie bei der Multiplen Sklerose das Myelin beschädigt - zeigten, dass Clemastin eine remyelinisierende Wirkung hat. Um nun zu sehen, wie sich Clemastin-Fumarat auf Menschen mit Multipler Sklerose auswirkt, wurden klinische Studien gestartet. Die aktuelle Phase-2-Studie rekrutiert momentan noch weitere Patienten.

Antihistaminika der 1. Generation

In erster Linie wollen die Wissenschaftler wissen, wie sich Clemastin auf das Sehen auswirkt, aber auch die Sicherheit, Dosierung und Änderungen der Behinderungen sind Studienendpunkte. Die Studie dauert 5 Monate. Vor Start, nach 3 und nach 5 Monaten finden Kontrollen statt, wobei die initiale Placebogruppe ab dem 4. Monat auf den Wirkstoff umsteigt, während die zunächst mit Clemastin Behandelten in den letzten beiden Monaten Placebo erhalten. Die maximale Anwendungsdauer der 4 mg Clemastin zwei Mal täglich beträgt also 3 Monate.

Interessant ist an diesem Ansatz, dass Clemastin bereits - auch in Europa - gegen Allergien zugelassen ist und damit im Falle seiner Wirksamkeit schneller auch gegen Multiple Sklerose zugelassen werden könnte als eine völlig neue Substanz. Clemastin gehört zur Gruppe der Antihistaminika der 1. Generation. Im Unterschied zu den Anti-Allergiemitteln der 2. Generation muss es zwei Mal täglich eingenommen werden und zeitigt mehr Nebenwirkungen. So kann es zum Beispiel müde machen. AMSEL.DE berichtet bereits 2011 über erste Studien zu Antihistaminen und Multipler Sklerose.

Quelle: UCSF-Meldung, 08.07.15

Redaktion: AMSEL e.V., 23.07.2015