Antibiotikum ist nicht gleich Antibiotikum. Die meisten Antibiotika werden gegen bakterielle Infektionen eingesetzt. EIne Unterdrückung des Immunsystems ist dabei eher selten, kommt jedoch zum Beispiel bei einem bestimmten Reserve-Antibiotikum, dem Linezolid, vor. Und genau diese Eigenschaft führte in Studien am Mausmodell dazu, dass die Substanz die Auswirkungen der Maus-MS verringern konnte.
Forscher der Universitätsmedizin Mainz um Prof. Dr. Tim Sparwasser veröffentlichten ihre Studie in der Zeitschrift Immunity. Die Wissenschaftler zeigten, dass Linezolid vor allem die Th17-Zellen und damit den von ihnen produzierten Botenstoff, das Zytokin Interleukin-17 hemmen konnte.
Linelozid begrenzt die Symptome bei der Maus
Im Rahmen der Studie konnte Linezolid die hier durch T-Zellen ausgelöste Autoimmunreaktionen effektiv einschränken. Es reduzierte die aktivierten Th 17-Immunzellen und damit die Ausschüttung von IL-17. Dadurch gingen die Maus-Symptome zurück.
Den Forschern war bewusst, dass Linezolid als Reserveantibiotikum sich nicht für für die Therapie von Autoimmunerkrankungen eignet. Sie suchten und fanden in den Peptid Argyrin C eine Alternative. Es wird ähnlich wie Linezolid, indem es die Produktion von Botenstoffen und damit auch entzündliche Autoimmunreaktionen hemmt.
Ein weiterer Ansatz für die weitere Erforschung der MS-Therapie ist damit gefunden. Dass dieser Weg nicht einfach sein wird, zeigt sich durch kurze Zeit später ebenfalls von der Universitätmedizin Mainz veröffentlichte Forschungsergebnisse: Ein Team um Dr. Tommy Regen und Prof. Dr. Ari Waisman (Sobek-Forschungspreisträger 2016) konnte zeigen, dass die Unterdrückung des Interleukin 17 von Nachteil für die Darmgesundheit sein könnte. Die Forscher hatten außerdem herausgefunden, dass IL-17 nur indirekt, nämlich über das Mikrobiom des Darm auf die MS wirke. Es bedarf also einer Substanz, welche IL-17 hemmt ohne (langfristig) das Mikrobiom negativ zu beeinflussen, um diesen Therapieansatz weiterzuverfolgen.
Quellen: Pressemitteilung der Universitätsmedizin Mainz zu IL-17, 03.03.2021; Pressemitteilung der Universitätsmedizin Mainz zu Linelozid, 17.02.2021; Science Immunology, 05.02.2021; Immunity, 24.22.2020.
Redaktion: AMSEL e.V., 09.03.2021