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Alternative Methoden, Psyche und Multiple Sklerose

Kein Patient ist schuld an seiner MS! - Ein Gespräch mit Prof. Mathias Mäurer über alternative Methoden, wissenschaftliche Medizin und den Einfluss der Psyche.

"Schulmedizin" - diesen Begriff verwendet Prof. Mathias Mäurer nicht gern. Weil Homöopathen ihn Mitte des 19. Jahrhunderts eingesetzt haben, um die damalige Hochschul-basierte Medizin zu diskreditieren. Stattdessen ist er überzeugt von der wissenschaftlichen Medizin. Weil sie nur Heilmethoden und Wirkstoffe akzeptiert, die sich im Vergleich bewiesen haben.

Klar kann man annehmen,

  • "MS sei eine Bleivergiftung",
  • "MS sei eine Viruserkrankung" oder
  • "MS könne durch Homöopathie geheilt werden".

Ideen zu haben und Hypothesen zu formulieren – darauf basiert auch die wissenschaftliche Medizin. Hypothesen werden in der evidenzbasierten Medizin im Vergleich mit einer Kontrollgruppe geprüft. Wenn jedoch die wissenschaftliche Überprüfung zeigt, dass da kein deutlicher Effekt ist, dann müsse man das auch akzeptieren, so der Chefarzt der Neurologie am Klinikum Würzburg-Mitte im AMSEL-Video.

Doch genau da unterscheiden sich alternative Methoden oft von wissenschaftlichen: Die Anhänger dieser Theorien behaupten weiter das Gegenteil und verbreiten die oft subjektiv geprägte Meinung beharrlich, zum Beispiel im Netz. Nachweislich unwirksame oder sogar schädliche Produkte werden sogar weiter angepriesen. Es ist jedoch nicht korrekt, Methoden und Mittel weiter anzupreisen, die keiner wissenschaftlichen Prüfung standhalten konnten. Oder auch mittels Testimonials und Einzelfallbeispielen vorzutäuschen, man habe die Methode bereits korrekt geprüft. Das ist schlicht unlauter. Das ist Faktenverzerrung und Wissenschaftsleugnung.

"Das tut mir gut."

Wobei: Wenn eine Methode ungefährlich ist, zum Beispiel: Globuli gegen Schnupfen eingesetzt werden, dann hat Prof. Mathias Mäurer gar nichts dagegen. Weil die subjektive Wirkung "Das tut mir gut" auch eine Rolle spielt. Der Schaden, ein paar Euro mehr ausgegeben zu haben, hält sich in Grenzen. Alternative Methoden in Kombination mit zugelassenen Therapien anzuwenden, ist auch okay.

Überschritten ist diese Grenze jedoch, wo etwa Homöopathie gegen eine chronische Erkrankung wie die Multiple Sklerose eingesetzt wird und zugleich – man "macht" ja schließlich bereits etwas – auf vorhandene zugelassene und als wirksam geprüfte Therapien verzichtet wird. Hier wird die Chance vertan, den künftigen Verlauf der MS einzubremsen, Symptome und Einschränkungen zu verhindern. In diesem ungenutzten Zeitfenster schreitet die Multiple Sklerose fort, kann Schäden im ZNS anrichten und Symptome auslösen, die später nicht mehr zu beheben sind.

Kein MS-Patient ist schuld an seiner Krankheit!

Und welche Rolle spielt die Psyche beim Entstehen von Multipler Sklerose? Kann es sein, dass Konflikte in der Familie, in anderen Beziehungen, Konflikte aus der Vergangenheit zu einer MS führen? Das verneint Prof. Mathias Mäurer ganz klar: "Kein MS-Patient ist schuld an seiner Krankheit!" Psychodynamik spielt keine Rolle bei der Entstehung einer MS. Ein banaler, aber für den Betroffenen schicksalshafter Zufall führt dazu, dass manche Menschen Multiple Sklerose bekommen und andere nicht. Autoimmunerkrankungen sind dabei gar nicht selten. Und eigentlich ein Zeichen für ein sehr gut funktionierendes Immunsystem. Ungelöste Konflikte oder ähnliches haben dagegen rein gar nichts mit dem Entstehen von MS zu tun. Wer sich selbst oder anderen dies einzureden versucht, löst unnötigerweise Schuldgefühle aus. Und die braucht kein Mensch, noch dazu zusätzlich zu einer chronischen Erkrankung wie der Multiplen Sklerose. Genauso wenig wie etwa Angehörige.

Quellen: MS-Docblog, 31.01.2025, Video: Alternative Methoden, Psyche und MS.

Redaktion: AMSEL e.V., 31.01.2025