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Aktiver Verlauf der Multiplen Sklerose

Professor Mathias Mäurer erklärt in seinem aktuellen Blog, was ein aktiver MS-Verlauf ist und warum auch Menschen mit progredienten Verläufen eine aktive MS haben können.

Der Mensch ist ein Gewohnheitsstier. Jahrzehntelang hat man die MS danach eingeteilt, ob sie in Schüben verläuft oder nicht. Bei den progredienten bzw. schleichenden Verläufen unterschied man zusätzlich, ob sie von Anfang an – primär progredient – oder erst nach einer Phase des schubförmigen Verlaufs – sekundär progredient – schleichend, d.h. ohne Schübe verlaufen. Es gab also 3 Verlaufsformen:

  • primär progrediente MS
  • schubförmige MS und
  • sekundär progrediente MS.

Es ist kompliziert...

An dieser Einteilung wird sich auch prinzipiell nichts ändern. Jedoch kommt ein wichtiger Faktor hinzu: die Aktivität der Erkrankung, genannt:

  • aktive MS

Wichtig ist dabei, dass dies keine vierte Verlaufsform neben den 3 bekannten ist, sondern ein zusätzliches Merkmal, das bei der schubförmigen MS die Regel ist (sieht man von benignen Verläufen ab, die zwar einmal diagnostiziert wurden, jedoch seitdem weder zu Schüben noch zu neuen Läsionen geführt haben), aber auch bei den beiden progredienten Verläufen vorkommt. D.h., dass auch progrediente Verläufe zusätzlich in entzündlichen Schüben verlaufen können. Hier gibt es beides nebeneinander, die schleichende Verschlechterung und eine schubförmige, wobei diese Schübe nicht unbedingt bemerkt werden, sondern sich auch lediglich auf dem MRT-Bild zeigen. Entweder als (relativ neue) T1-gewichtete oder auch als zusätzliche T2-Läsion (mehr zu MRT-Läsionen und Konztrastmittelgabe hier).

Neu zugelassene Wirkstoffe wie jüngst zum Beispiel Siponimod sind sogar speziell für diese Einteilung der aktiven MS zugelassen. In den USA für alle aktiven MS-Verläufe (also schubförmige wie progrediente), in Europa lediglich für die aktiven Verläufe der sekundär progredienten MS, also jener MS, die sich meist erst nach Jahren oder sogar Jahrzehnten aus einer zu Beginn schubförmigen Variante entwickelt.

Verlaufsmonitoring auch bei progredienter MS

Ein MS-Schub, den ein Patient bemerkt, ist zu erkennen. Anders sieht das aus mit der Aktivität, die sich nur im MRT zeigt. Schwierig ist das manchmal im Praxisalltag, wie Professor Mäurer erklärt. Denn hier fragen Patienten mit sekundär progredienter MS nach Siponimod, die schon lange kein MRT mehr hatten und bei denen auch andere Parameter lange nicht geprüft wurden (zum Beispiel die Kognition, Fatigue, die Gehstrecke und die Handfunktion).

Kann sein, diese Patienten haben einen rein progredienten Verlauf und sind somit nicht indiziert für eine Behandlung mit Siponimod. Kann aber auch sein, ihre MS ist aktiv, das wurde nur nicht diagnostiziert. Dann entginge ihnen eine wichtige Behandlungsoption. Daher spricht sich Professor Mäurer Für ein umfassendes und gründliches Monitoring aller MS Patienten aus, auch jener, deren MS progredient ist.

Quelle: MS-Docblog.de, 14.02.2020.

 

 

Redaktion: AMSEL e.V., 14.02.2020