Spenden und Helfen

Akirin "macht die Sache klar"

22.01.08 - Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat einen neuen Mitspieler der angeborenen Immunabwehr entdeckt. Und damit ein weiteres Puzzlesteinchen im Immunsystem gefunden.

Alle mehrzelligen Tiere besitzen ein angeborenes Immunsystem: Sobald Bakterien, Parasiten oder Pilze in den Organismus eindringen, werden kleine Eiweißmoleküle freigesetzt, die die Angreifer unschädlich machen. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums haben nun ein neues Molekül entdeckt, das sowohl bei der Taufliege Drosophila als auch bei Mäusen und sogar beim Menschen eine wichtige Rolle beim Auslösen der angeborenen Immunantwort spielt. Ihre Arbeit wurde gerade in der Zeitschrift Nature Immunology veröffentlicht.

Immunsysteme ähneln sich, ob Fliege oder Mensch

Die Zellen des angeborenen Immunsystems erkennen feindliche Eindringlinge über Rezeptoren auf ihrer Oberfläche: Sobald diese eine fremde Struktur erkennen, melden sie ihre Wahrnehmung über einen komplizierten Signalweg ins Innere der Zelle, die daraufhin immunologisch aktive Eiweiße freisetzt. Die Komponenten dieses Signalwegs blieben dabei während der Evolution erstaunlich gut erhalten, die einzelnen Signalmoleküle gleichen sich von der Fliege bis zum Menschen, sowohl in der Struktur als auch in der Funktion.

Wissenschaftler um Dr. Michael Boutros im Deutschen Krebsforschungszentrum gemeinsam mit Kollegen vom Nationalen Forschungszentrum CNRS in Straßburg machten sich diese Tatsache zunutze: Mit der nobelpreisgekrönten Methode der RNA-Interferenz schalteten sie einzelne Moleküle der Signalkette bei der Taufliege Drosophila aus und stießen nun auf ein neues Mitglied: das Akirin, was auf japanisch so viel bedeutet wie "macht die Sache klar". Unterdrückten sie die Akirin-Produktion in den Immunzellen der Fliege, waren diese wesentlich anfälliger für bakterielle Infektionen. Und schalteten sie das Eiweiß in allen Körperzellen aus, starben die Fliegenlarven in einem frühen Stadium. Japanische Kollegen von der Universität Osaka untersuchten das entsprechende Mäuse-Akirin: Auch bei den Nagern erfüllt das Eiweiß die gleiche Funktion wie bei Fliege und Mensch.

Entzündungen spielen eine große Rolle

"Der so genannte NF-kappaB Signalweg spielt bei Entzündungen eine wichtige Rolle, und Entzündungen sind von großer Bedeutung bei der Entstehung von Krebs", erklärt Michael Boutros. "Und deshalb wird intensiv nach kleinen Molekülen gesucht, die diesen Signalweg hemmen können." Erste Hemmstoffe gegen andere Mitglieder der Signalkette werden bereits in klinischen Studien getestet. "Je mehr Mitglieder dieser Kette wir kennen, desto vielseitiger können wir eingreifen", erklärt Boutros das Ziel seiner Arbeit.

Multiple Sklerose zählt ebenfalls zu den entzündlichen Erkrankungen. Nicht auszuschließen, dass dieses erweiterte Wissen über das Immunsystem hier ebenfalls das Grundlagenwissen einen Schritt weiter bringen kann, wenngleich das Deutsche Krebsforschungszentrum die Aufgabe hat, die Mechanismen der Krebsentstehung und nicht der MS systematisch zu untersuchen und Krebsrisikofaktoren zu erfassen.

Quelle: idw, 15.01.08

Redaktion: AMSEL e.V., 22.01.2008