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Abwechslungsreicher und aktiver Lebensstil hilft Nerven beim Regenerieren

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Imperial College London hat außerdem ein Medikament gefunden, welches die Regeneration von Axonen fördert.

Mit Siponimod und Ofatumumab stehen zwar noch Neuzulassungen an Wirkstoffen gegen Multiple Sklerose aus (und Siponimod ist jetzt schon über das Härtefallprogramm für Patienten mit sekundär-progredienter MS ohne zufriedenstellende Therapiealternative zugängig, s. BfArM-Liste), doch bisher gab es 2019 noch keine Neuzulassungen zur Immunmodulation der MS. Die Forschung steht darum kein bisschen still. Im Gegenteil, wie auch die vorliegende Arbeit zeigt.

Aktives Leben fördert Regeneration

In Einzelfällen hat man immer wieder beobachtet, dass sich Menschen mit einem aktiveren Lebensstil nach Rückenmarksverletzungen meist besser erholen als weniger aktive Menschen. Forschern gelang es nun, im Nagermodell nachzuweisen, dass ein aktiver Lebensstil das Rückenmark besser mit Verletzungen zurechtkommen lässt. Hier wächst mehr neues Nervengewebe nach als bei Nagern mit wenig aktivem Lebensstil.

Zusätzlich untersuchten die Forscher um Prof. Simone Giovanni, welche Proteine bei den aktiv gehaltenen Nagern auffällig waren gegenüber weniger aktiven Nagern. Sehr effektiv war das CREB-Binding Protein (CBP). Sie fanden damit sozusagen ein Schlüsselmolekül, welches hinter diesem Vorgang steckt. Und es gibt ein Mittel, welches das CREB-Protein aktiviert (auch ohne aktiven Lebensstil): das Molekül CSP-TTK21. Injizierten sie nun dieses Molekül bei Nagern, degenerierten deren Nerven ebenfalls besser - auch ohne aktiveren Lebensstil. Das Molekül ahmt also einen aktiven Lebensstil nach. Es erhöhte das Aussprossen von Axonen um die Motorneurone herum.

Schäden besser "wegstecken"

Ob und wie dies auf den Menschen übertragbar ist, wird derzeit erforscht, eine Pilotstudie sei in absehbarer Zeit durchaus möglich, so Prof. Simone Giovanni vom Imperial College in London. Freilich dauert es, bis ein Wirkstoff zugelassen wird, aber könnte das Mittel überhaupt einen Einsatz bei Multipler Sklerose finden?, fragte die AMSEl-Onlineredaktion.

Ja, lautet Prof. Giovannis Antwort: "Die Verbindung könnte nützlich sein, um die Plastizität, das Keimungs- und Regenerationspotential von Axonen zu verbessern, die durch Degeneration bei MS beeinträchtigt wurden. Obwohl keine Daten zur Myelinisierung vorliegen, könnte dies die Reparatur von Axonen unterstützen, die bei MS im Laufe der Zeit typischerweise beschädigt werden."

Geistig, körperlich und sozial aktiv

Wichtig scheint jedoch schon jetzt das Ergebnis im wirkstofflosen Vergleich von weniger aktivem zu aktivem Lebensstil zu sein. Liegen beim Menschen ähnliche Mechanismen zugrunde wie bei Nagern, dann bedeutet dies, dass Bewegung, kognitive Herausforderungen und soziales Miteinander eine wichtige Voraussetzung sind, um Schäden im ZNS besser "wegzustecken" als ohne. Zu deutsch: Wer

könnte weniger bleibende Schäden, etwa nach einem Schub, zurückbehalten, weil CERB bei der Heilung hilft.

Quellen: Medical Express, 10.04.2019; Science Translational Medicine, 10.04.2019; Pressemitteilung des Hertie Institutes für klinische Hirnforschung, 10.04.2019;

Redaktion: AMSEL e.V., 23.10.2019