Spenden und Helfen

Von wegen Dauerwelle, stahlgrau

18.03.10 - "Die Friseuse" im neuesten und gleichnamigen Film von Doris Dörrie hat zwar auch MS. Ihr Hauptproblem sind jedoch ihre überflüssigen Pfunde, die vergebliche Suche nach einem Job und das gestörte Verhältnis zu ihrer Teenager-Tochter.

Job weg, Mann weg, Haus weg und die Tochter eine geldgierige Zicke, die ihrer Mutter noch den letzten Hartz-IV-Groschen aus dem Portemonnaie schwatzt. Immerhin, einen Mangel an Pfunden kann die "Friseuse" nicht bedauern. Sie ist nämlich von so ausladendem Format, dass sie beim Bewerbungsgespräch abblitzt: Sie sei nicht ästhetisch. Doch für Kathi König aus Doris Dörries neuestem Kinofilm (gespielt von Gabriele Maria Schmeide) kommt es noch doller.

Muss denn die ältere Dame just in dem Moment entschlafen, als sie unter Kathis Trockenhaube sitzt? Und was macht eigentlich das grobe Dutzend Vietnamesen in der Zwei-Raum-Wohnung in Berlin-Marzahn?

Die Multiple Sklerose erwähnt Kathi grade mal am Rand, wenn auch gleich zu Beginn. Der Plot selbst ist vielmehr eine Nacherzählung der Geschehnisse vor der Diagnose und eigentlich wiederum ein bebildertes Gespräch, das sie einer wehleidigen Kundin reindrückt. Ein netter Regiezug. Und ein kunterbuntes Sujet.

Platt sind viele der Szenen dennoch, klischeehaft und grob. Nicht immer mit eingebauter Lach-Garantie. Bisweilen überstrapaziert der Streifen die Grenzen des guten Geschmacks manchen Kinobesuchers. Und doch gelingt es dem ihm, eine Lanze zu brechen für alle Schwergewichtigen. Dass Pflegeheimbewohner und andere Randpersonen dafür umso mehr in ihre Randgruppenecke gedrängt und mit Vorteilen zugeballert werden, das mag der Preis sein für den gewählten Fokus auf Frauen mit Format und ihre ganz individuellen Probleme.

Redaktion: AMSEL e.V., 19.02.2010