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Raus aus dem Rollstuhl, rein in den Beiwagen

Gänsehaut-Feeling bei den Fahrern wie bei den Beifahrern: Die Motorradausfahrt im Generationenhaus Stuttgart-Heslach ist gelebte Inklusion. Und ein Hingucker für alle am Straßenrand.

Längst hat die Motorradausfahrt des Generationenhauses Heslach Tradition. Im Sommer treffen sich Biker und Menschen mit Behinderungen für eine Ausfahrt durch die Schwabenmetropole. Diesen Juli war es wieder so weit; Helmut Geiger berichtet:

Einfach mittendrin

Es ist Gänsehausfeeling pur: Für die jungen Bewohner und Bewohnerinnen des Generationenhauses mit ihrer Pflegebedürftigkeit bedeutet das ein Highlight, von dem sie lange zehren können – und müssen. Sie sind ansonsten auf Hilfe und Pflege angewiesen, können zum Teil nicht selbst Mahlzeiten zu sich nehmen. Da ist ein solches Erlebnis eine phänomenale Abwechslung. Der Fahrtwind pfeift einem um die Ohren, Menschen stehen am Straßenrand, staunen und winken der Prozession zu. Im Beiwagen spürt man das Knattern des Motors, hört die anderen schweren Maschinen, riecht das Benzin und ist einfach mittendrin. Immer wieder fahren die Polizeimotorräder nach vorne, und sperren die nächsten Kreuzungen.

Ein starkes Team sind alle Mitwirkenden, allen voran die Pfleger und Pflegerinnen. Sie heben mit Hilfe von Tüchern teilweise zu fünft oder sechst die in ihrer Mobilität extrem eingeschränkten pflegebedürftigen Menschen in die Beiwagen. Polster und Lagerungskissen geben den Menschen im Beiwagen den notwendigen Halt. Dann Helm auf und es kann losgehen!

Rote, Kartoffelsalat und dazu "Highway to Hell"

Die Motorradstaffel der Polizei in Stuttgart ist mit rund 10 Maschinen dabei. Die als Demonstration angemeldete Ausfahrt genießt Sonderstatus. Alle Kreuzungen werden durch die Polizei für die Durchfahrt gesperrt, rote Ampeln müssen ignoriert werden, damit der lange Zug der Gespanne und Motorräder zusammenbleibt.

Eine Band spielt live und passend dazu „Highway to Hell“ und unterhält die Anwesenden mit Rockmusik vom Feinsten. Und die Küchenmitarbeiter*innen haben ihren Einsatzort in den schönen Innenhof des Generationenhauses verlegt. Vor der Ausfahrt werden Kuchen, Kaffee und Kaltgetränke angeboten, danach raucht der Grill und es gibt herzhafte Rote mit Brötchen und Fleisch mit hausgemachtem Kartoffelsalat.

Eine Meisterleistung seitens der Organisation: Seit 2013 schaffen sie es, rund 25 Motorrad-Gespanne und nochmal rund 25 schwere Solomaschinen zu gewinnen und zu koordinieren. Von einigen Harley-Gespannen über BMW, Suzuki, Yamaha, Moto Guzzi bis hin zu einer indischen Royal Enfield sieht man dabei alle möglichen Marken und Modelle aus einem Umkreis von über 50 km.

So kommen die Gespanne aus Pforzheim, aus dem Raum Göppingen, aus Schwäbisch Gmünd und dem Großraum Stuttgart. O-Ton eines Fahrers: „Wir sehen uns wieder, auf jeden Fall bin ich nächstes Jahr wieder dabei!“ – Ja, sehr gerne!

Text: Helmut Geiger

AMSEL sagt DANKE an alle, die mitgefahren sind und mitgeholfen haben, besonders natürlich an das Generationenhaus Heslach mit seinem Ehrenamtsteam für die Organisation dieser tollen Aktion, und an alle, die gewinkt haben oder warten mussten an Kreuzungen.

Redaktion: AMSEL e.V., 07.09.2022