Viele Berichte, Filme und Geschichten, wie gut sich das Klettern auf die MS auswirkt, gab es schon zu hören und zu sehen. Ebenso dass Leute, die schlecht laufen, dennoch klettern können. Dass etwas an diesen Aussagen dran ist, davon konnte sich die AMSEL-Klettergruppe selbst überzeugen. Die Teilnehmer waren aufgrund ihrer MS sehr unterschiedlich eingeschränkt, von nicht sichtbar betroffen, gering und stärker gehbeeinträchtigt (Stock und Rollator) bis zum Rollstuhlfahrer, der noch einige Schritte gehen konnte.
Aber alle sind die Wand hoch gekommen. Die einen benötigten nur die übliche Seilsicherung, andere außerdem die aktive Hilfe der Kursleitung! Manche hatten etwas Schwierigkeiten (durch Feinmotorikstörungen oder Lähmungserscheinungen), den Einstieg in die Wand hinzubekommen, da die Griffe an der Wand sehr schmal sind. Georg Hoffmann, Leiter des Kletterzentrums, hatte dies schnell erkannt und brachte kurzerhand ein paar größere Griffe an. Dadurch haben es alle Teilnehmer hinbekommen.
Klettern kostet sehr viel Kraft – je nach dem, wie viel jeder hatte, kletterten manche einmal und andere bis zu vier mal auf unterschiedlichen Routen nach oben.
Klettern beflügelt
Wobei es nicht das Wichtigste war, nach "oben" ans Ziel zu kommen, wenn man mit den Einschränkungen der Multiplen Sklerose zurechtkommen muss. Das Klettern selbst macht viel Freude und die Erkenntnis, dass man noch so viel kann, tut gut. So wie bei der neunundzwanzigjährigen Petra: "Das Klettern hatte bei mir übrigens abgesehen vom Muskelkater ziemlich positive Nachwirkungen: Ich hätte gar nicht gedacht, dass ich das so gut schaffe!! Ich fühlte mich richtig beflügelt, wie Spiderwoman!"
Allen Teilnehmer hat der Tag sehr gut gefallen und sie motiviert, einen Grundkurs für das Klettern zu besuchen. Dies will die AMSEL aufgreifen und, wenn möglich zusammen mit dem Kletterzentrum, einen solchen Kurs für AMSEL-Mitglieder anbieten.
Vorraussetzung für die Teilnahme an einem solchen Grundkurs ist aber, dass man selbstständig stehen und einen Kletterpartner sichern kann. Eine gewisse Standfestigkeit ist also erforderlich. Wenn diese nicht gegeben ist, sollte eine nicht betroffene Begleitperson mitkommen.
Fazit des Tages: Es war für alle ein großartiger Tag und alle sind auf ihre Kosten (und an ihre Grenzen) gekommen! Und haben erkannt, dass gewisse Kräfte und Körperfunktionen nötig sind, um selbstständig klettern zu können!
Quelle: Together 02/2010
Redaktion: AMSEL e.V., 25.07.2011