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Die neue Freiheit

Ganz lässig im Dreirad 'rumfläzen - das machen Gaby und Marion am liebsten. Für Menschen mit Multipler Sklerose bedeutet so ein Elektrodreirad wiedergewonnene Freiheit.

Marion Lux (rechts im Bild) und Gaby Schöllkopf sind Schwestern. Seit der Anschaffung der Dreiräder haben sie ein neues Hobby: gemeinsame Ausflüge mit den Elektro-Bikes.

Ende 2008 bekam Marion Lux die Diagnose MS. Sie ist heute 55 Jahre alt und leitet gemeinsam mit ihrem Mann die AMSEL-Kontaktgruppe Stuttgart-Degerloch/ Westfilder. Ihre Schwester ist nicht MS-betroffen.

1. Frau Lux, was sind das für Räder, die Sie und Ihre Schwester da fahren ?

Es sind Elektrodreiräder einer Schweizer Firma. Sie haben eine Betriebserlaubnis als Krankenfahrstuhl und fahren bis 15 km/h. Sie können auch als Kleinkraftrad bis 45 km/h zugelassen werden, dürfen dann aber nur noch auf der Straße gefahren werden.

2. Und wie sind Sie darauf gekommen ?

Trotz meiner MS-Diagnose versuchen mein Mann und ich unser früheres gemeinsames Hobby – lange Wanderungen mit unserem Hund – weiter zu betreiben. Mit dem ersten E-Rolli hatte ich auf unebenem Gelände konstruktionsbedingt oft Probleme. Bei Recherchen im Internet sind wir auf die Dreiräder mit großen Rädern und direkter Lenkung mit Lenkstange gestoßen. Wir haben ein älteres gebrauchtes Fahrzeug erworben, um auszuprobieren, ob es das richtige für mich ist. Ich war sofort begeistert. Sobald es möglich war, wollte ich mir das Nachfolgemodell mit noch besserer Federung kaufen. Jetzt hat es geklappt. Meiner Schwester habe ich das gebrauchte Bike überlassen. Seither haben wir viel Spaß bei gemeinsamen Touren.

3. Sie sagen, Sie fühlen sich nun wieder als "freier Mensch" – warum ?

Warum ich mich als freier Mensch fühle kann ich nicht so genau ausdrücken. Es vermittelt mir das Gefühl von Unabhängigkeit, einen Hauch vom Motorradfahren. Den Wind auf der Haut zu spüren. Einfach losdüsen. Unabhängig vom Auto und den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wenn ich mit meinem Flitzer ankomme, habe ich oft nette Unterhaltungen, weil mich viele Menschen auf das Gerät ansprechen. Große Steigungen gehen problemlos. Habe mein neues Dreirad gerade einmal 4 Wochen und bin schon ca. 350 km gefahren.

4. Wohin führen Ihre Ausflüge ?

Ich nutze das Dreirad wetterunabhängig das ganze Jahr. Ich fahre damit zum Einkaufen, zu Therapien, besuche Bekannte und begleite meinen Mann beim Hundespaziergang. Das Bike ist ausreichend schnell für gemeinsame Radtouren. Die letzten Ausflüge haben uns nach Gerlingen, Nellingen und ins Siebenmühlental (jeweils ca. 35 km) geführt. Mit dem Bike ist es mir problemlos möglich, in die Stuttgarter Innenstadt zu fahren. Die Reichweite beträgt ca. 100 km. Wir haben sie noch nicht ausgereizt.

5. Können Sie damit auch allein durch die Landschaft cruisen ?

Da ich noch einige Meter laufen kann, benötige ich keine Begleitung bei den Ausflügen. Die Bedienung des Bikes ist sehr einfach. Die Armlehnen können zum Ein- und Aussteigen hochgeklappt, der Sitz gedreht werden. Ein Nachteil ist die Größe und der Wendekreis. Einfahren in normale Ladengeschäfte nicht möglich.

6. Würden Sie so ein Bike andern MS-Betroffenen auch empfehlen ?

Ich würde das Bike uneingeschränkt allen Menschen mit Gehbehinderung empfehlen, solange es möglich ist, die letzten Meter zum Ziel zu Fuß zurückzulegen.

Redaktion: AMSEL e.V., 09.07.2013