Zivildienst tut gut!

13.03.06 - Stefan Hasemann über seine Arbeit bei der AMSEL.

Hallo Stefan, vor deiner Zeit hier in der Regerstraße, hast du dich nicht wirklich auf den Zivildienst gefreut, oder?

Stefan: Oh nein, vor ein, zwei Jahren habe ich sogar noch gehofft, ich würde drum herumkommen, jetzt kann ich es jedem nur empfehlen!

Wie kam’s denn zu diesem Wandel?

Stefan: Zuerst habe ich gedacht, dass ich ein wertvolles Jahr verlieren würde, heute bin ich eigentlich ganz froh. Nach dem Abi tut es wirklich gut, mal was ganz anderes zu machen. Das klärt den Kopf. Auch viele meiner Mit-Abiturientinnen haben diese Chance ergriffen und leisten ein Freiwilliges Soziales Jahr ab.

Von Aspach bis nach Botnang: Das bedeutet täglich drei Stunden allein für die Fahrt...

Stefan: Ich nehme die Pendelei gerne auf mich, weil mir die abwechslungsreiche Arbeit bei der AMSEL viel Spaß macht.

Und was sind deine Aufgaben?

Stefan: Hauptsächlich unterstütze ich MS-betroffene Mitarbeiter oder Kontaktgruppenleiter, indem ich ihnen zuarbeite. Die Mitarbeiter schreiben verschiedenste Aufträge in mein Einsatzbuch, die ich dann nach und nach abarbeite. Hol-, Bring-, und Fahrdienste sowie die Fahrzeugwartung gehören dazu. Und ich helfe mit bei Veranstaltungen der AMSEL.

Was hat dich in deiner bisherigen Zeit bei der AMSEL beeindruckt?

Stefan: Eine Frau, die durch die MS so eingeschränkt ist, dass sie sehr wenig selbst machen kann. Dennoch strahlte sie so viel Optimismus und gute Laune aus, das war wirklich eine tolle Erfahrung auf dem AMSEL-internen Seminar für alle Zivis und FSL'lerinnen in Wernau. Auf einer „Selbsterfahrungstour“ habe ich gemerkt, wie es sich im Rollstuhl anfühlen muss, vor einer Treppe zu stehen und alleine nicht mehr weiter zu kommen.

Die Arbeit bei der AMSEL macht also auch nachdenklich?

Stefan: In jedem Fall. Manches beschäftigt mich auch nach Feierabend. Ein stark MS-betroffener Mann erzählte mir zum Beispiel, dass er früher - so wie ich auch - viel Sport gemacht hat. Jetzt sitzt er im Rollstuhl. Da bin ich schon nachdenklich geworden. Schließlich kann es jeden, auch scheinbar gesunde und fitte Menschen, treffen. Aber ich lernte auch viele MS-betroffene kennen, denen man die Krankheit gar nicht ansieht. MS bedeutet ja nicht immer, auch im Rollstuhl zu sitzen.

Und was würdest du deinen potentiellen Nachfolgern bei der AMSEL raten?

Stefan: Die Stelle hier ist optimal für jemanden, der die Abwechslung sucht, der mehr als nur Fahrdienste machen will, der soziales Engagement zeigen möchte, ohne dabei pflegerische Dienste zu leisten.

Dankeschön, Stefan, für deine offenen Antworten!

Redaktion: AMSEL e.V., 14.03.2006