Spenden und Helfen

Wenn Hilfe organisiert oder reaktiviert werden muss

Schnell steht man vor neuen Problemen, wenn einen ein MS-Schub aus den Latschen haut. Ich habe gelernt, um Hilfe zu bitten. Am Anfang war das nicht leicht.

Prompt ist nichts mehr, wie es mal war. Bei Multipler Sklerose kann es zum Alltagsgeschäft gehören, sich Hilfe zu suchen, zu organisieren und vor allem um Hilfe zu bitten.

Das letztere fällt immer ganz besonders schwer. Jemanden um Hilfe zu bitten, ist für manche die größte Hürde. So einige meinen, sie beißen sich lieber eine Zunge ab, als jemand anderen um Hilfe zu bitten. An diesem Punkt war ich auch mal und dann wurde der Leidensdruck groß genug und ich dachte bei mir, „scheiß aufs Ego, so geht das nicht weiter!“ Und dann habe ich tatsächlich Hilfe erfragt und war ganz erstaunt, dass es für die meisten überhaupt kein Problem darstellt, zwei Brote einzukaufen statt nur eines.

Auch müssen Ämter und Kassen um Hilfe gebeten werden, da fällt es uns dann doch wieder leichter. Anträge ausfüllen ist uns quasi in die Wiege gelegt. Das geht dann flott, nur aufgeben darf man dabei nicht, sonst stagniert es wieder.

Hilfe bei Halbseitenparese

Bei mir ging es mit der Hilfe mit einer Halbseitenparese los. Ich wachte morgens auf und wollte aufstehen. Tja, ging nicht. Was nun? Mein Mann brachte mich zum Arzt fürs Cortison. Aber er musste dann zur Arbeit. Und erst jetzt musste ich mich mit alltäglichen Dingen wie Transporte von A nach B auseinandersetzen.

Oder morgens aufstehen und sich waschen und anziehen. Essen zubereiten oder einkaufen gehen. Das Haus verlassen, Arzttermine wahrnehmen. Das ist zu Beginn wirklich nicht leicht, vor allem wenn man gerade so sehr mit seinem Körper beschäftigt ist. Aber so etwas treibt einen mal schnell zur Höchstleistung an und so klemmt man sich ans Telefon und organisiert, was das Zeug hält.

Irgendwann ist dann alles abgedeckt. Es kommt jemand und holt einen aus dem Bett, macht einen frisch und zieht einen ordentlich an. Dann wird man aus dem Haus gebracht und abgeholt, es geht zum Arzt. Dabei fällt einem ein, man braucht etwas aus der Stadt, also ruft man eben mal einen Freund an, der in der Nähe wohnt und fragt, hast du spontan Zeit? Das klappt zu 80% der Fälle. Es geht jemand einkaufen und hilft im Haushalt, das alles zu organisieren kostet Kraft, aber es lohnt sich.

Hilfe anzunehmen nimmt einem enorm viel Druck im Leben

Denn, hat man das einmal getan, dann kann man alles mit einem Fingerschnipp sofort wieder reaktivieren, falls wieder einmal etwas ist. Das nimmt einem furchtbar viel Druck im Leben und man muss sich nicht immer über einen Plan B Gedanken machen, der steht nämlich im Hintergrund bereit und wartet auf Abruf.

Bei solchen Fragen und wer der richtige Ansprechpartner ist, hilft auch gern das AMSEL-Beraterteam, wenn man dann selbst mal gar nicht mehr weiterkommt.

Also: Nicht verzagen, um Hilfe fragen!

Eure Daniela

Daniela

  • Geboren 1979, hat MS seit 2004.
  • Sie wohnt in Ettlingen, liebt Katzen und ernährt sich vegetarisch.
  • Sie ist in sozialen Netzwerken unterwegs, hat viele Hobbies und mehrere Ehrenämter.
  • Unter anderem leitet sie die AMSEL-Kontaktgruppe Ettlingen.
  • 2018 erhielt sie die Bundesverdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland.

Redaktion: AMSEL e.V., 02.03.2021