Spenden und Helfen

"Vorhang auf für die nächsten 30 Jahre !"

Das AMSEL-Theater feierte Jubiläum in voll besuchtem Haus: Tolle Interpreten sowie Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Kultur gaben der kleinen aber feinen Bühne die Ehre. Und helfen Menschen mit Multipler Sklerose.

Da muss Josef Thaller aber einen guten Tag erwischt haben, 1982, ein Jahr vor Gründung des AMSEL-Theaters, der einzigen Theaterbühne, auf der regelmäßig professionelle Künstler zugunsten von Menschen mit Behinderungen auftreten: Zur Umsetzung seiner Idee brauche er ihre Hilfe, gestand der Mann vom Stuttgarter Kochkolleg Gerdi Sobek-Beutter, damals noch Professorin an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst.

Konkret: junge Künstler, die ohne Gage auftreten, ein tolles, abwechslungsreiches Programm, eine Bühne, Technik dazu sowieso, mitten in der Stadt solle die liegen und gut erreichbar sein, ferner...

AMSEL-Theater im Generationenhaus Heslach

Die Liste war schier endlos und höchst anspruchsvoll. Doch die Musikprofessorin sagte zu. Das hatte auch den Nebeneffekt, dass sie fortan in Stuttgart nicht mehr "Frau Beutter" gewesen sei, sondern schlicht das "AMSEL-Theater". In der Hochschule habe man gespielt, lange in Landesbank Baden-Württemberg, dann in der Rosenau, und seit 2006 heißt es jeden 2. Samstag im Monat im Generationenhaus Heslach "Vorhang auf!"

Die jüngere Generation übernahm die Regie. Heute bestehe der "3-Takt-Motor" des AMSEL-Theaters aus Gudrun Kohlruss, Andreas Kersten und Peter Gorges, auch bekannt als "Mann mit dem Koffer", so Sobek-Beutter.

Der hatte am Jubiläum ausnahmsweise frei. Dafür spielen Musiker dreier Generation auf: der Kinder- und Jugendchor Belcanto, das Akkordeonorchester Deckenpfronn unter Sergej Riasanows kluger Leitung sowie der Tenor Juan M. Remon - ein Wunder, dass das Eis nicht wegschmolz bei so viel südländischer Virtuosität!

Uraufführung mit Belcanto

Zum Jubeltag steuert Belcanto gar noch eine Uraufführung bei: Zwei russische Kinderlieder der Komponistin Irina Tumanova, hier zum ersten Mal auf Deutsch gesungen, und die gehen richtig unter die Haut.

Gudrun Kohlruss leitet den Chor. "Wir sind froh, dass wir Sie haben, Herr Hafendörfer", meint Moderatorin Petra Klein scherzhaft in Richtung Sponsor und Bäcker: "Sonst würde Frau Kohlruss auch noch die Kuchen backen."

Bei allem Spaß, es ist wahr: Das AMSEL-Theater zu leiten, bedeutet in erster Linie: selber machen. Hier gibt es weder Inspizient noch Requisiteur noch Bühnentechniker.

Einige Sponsoren und tatkräftige Helfer weiß Gudrun Kohlruss glücklicher Weise auf ihrer Seite und die arbeiten hauptsächlich hinter den Kulissen, etwa Gisela Kern aus Böblingen, die seit Anbeginn die Kasse übernimmt und als Ansprechpartnerin und Mädchen für alles einspringt, wo sie nur kann. Denn: The Show must go on !

Gelebte Inklusion

"Inklusion, die Begegnung von behinderten und nicht behinderten Menschen: das lebt das AMSEL-Theater auf vorbildliche und kreative Weise", fasst Kulturamtsleiterin Susanne Laugwitz-Aulbach die besondere Leistung der kleinen Stuttgarter Bühne zusammen.

In Zahlen bedeutet das, so Gudrun Kohlruss in ihrem Grußwort:

  • 270 Samstage
  • mit über 570 Programmen
  • und 360 herausragenden Künstlern - und jetzt Achtung !
  • 270 Mal Kuchenbüffet und 270 Mal Blumen, beides in Form von Spenden !

Seit 30 Jahren öffnet das AMSEL-Theater seine Pforten für MS-Kranke, ihre Angehörigen und Kulturinteressierte, seit drei Jahrzehnten heißt es seine Besucher willkommen. "Das AMSEL-Theater feiert heute sein 30jähriges Bestehen," so Sabine Gwarys, stellvertretende Vorsitzende der AMSEL e.V.: "Eine gewaltige Zahl, die von einer großartigen Idee und beispiellosem Engagement zeugt."

Da kann man sich nur den Worten von Gerdi Sobek-Beutter anschließen: "Vorhang auf für die nächsten 30 Jahre !"

Besonderer Dank geht auch an die Sponsoren, die das AMSEL-Theater seit 30 Jahren

Redaktion: AMSEL e.V., 13.05.2013