Spenden und Helfen

Therapiewechsel bei Multipler Sklerose

Im Video erklärt Prof. Dr. Fedor Heidenreich, wann es sinnvoll ist die Therapie zu wechseln und wann nicht.

Ein gutes Dutzend krankheitsmodifizierende Wirkstoffe gegen Multiple Sklerose ist heute zugelassen, Tendenz steigend. Da kommen auch bei Patienten die Fragen auf: Soll ich wechseln? Was muss ich dabei beachten?

Prof. Dr. med. Fedor Heidenreich ist Chefarzt an der Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie der Henriettenstiftung in Hannover. Er nennt drei Hauptgründe für einen Therapiewechsel:

  • Wenn die angestrebte Wirkung nicht ausreichend ist.
  • Wenn unerwünschte Nebenwirkungen dafür sprechen, den Wirkstoff zu wechseln.
  • Wenn es die Sicherheit erforderlich macht.

Wie hoch die Krankheitsaktivität ist, lässt sich an der Anzahl und Schwere der Schübe messen, an der Kernspinaktivität und am gegebenenfalls langsamen Fortschreiten der Erkrankung. Angestrebt wird heute NEDA, das Kürzel steht für No Evidende of Disease Activity.

Ist die Krankheitsprogression unter Interferonen oder Glatiremeracetat zu hoch, sollte der Arzt gemeinsam mit dem Patienten entscheiden, ob man zu einem stärkeren Wirkstoff wechseln sollte. Im 2017 aufgenommenen Video erwähnt Heidenreich auch Cladribin und Ocrelizumab als künftige Wirkstoffe. Diese sind mittlerweile beide zugelassen.

Von Interferon beta oder Glairameracetat aus ist der Wechsel zu einem neuen Präparat meist unkompliziert, sofern die Blutwerte okay sind. Bei anderen Wirkstoffen muss teils eine Behandlungspause von sechs Wochen bis zu mehreren Monate eingehalten werden. Bei Teriflunomid muss der Wirkstoff sogar ausgewaschen werden.

Der Chefarzt rät zu einem Therapiewechsel, wenn der aktuelle Wirkstoff nicht ausreicht, um die Krankheitsaktivität zu kontrollieren. Er warnt jedoch vor vielen schnellen Therapiewechseln, dem sogenannten Drug Hopping, denn die Wirkstoffe benötigen einige Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Auch rät er bei nur minimalen Veränderungen, etwa einem kleinen Pünktchen im MRT davon ab, die Therapie zu wechseln, oder auch aus rein psychologischen Gründen, wenn die Therapie als solche hilft.

Entwickelt und herausgegeben wird dieses Video durch die AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V. und die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V.

Redaktion: AMSEL e.V., 13.04.2018