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Schmerzen bei MS - und wie ich damit umgehe

Ich bin durch und durch optimistisch, aber bei Schmerzen ist Schluss mit meinem Sonnenscheinwesen. Ich weiß, vielen geht es ähnlich wie mir.

Alle die mich kennen, die kennen mich als Frohnatur. Das ist zum Glück eine gute Grundveranlagung von mir, allerdings hört das ganz schnell auf, wenn ich mit starken Schmerzen konfrontiert werde. Und davon habe ich mehr als reichlich, denn neben meiner Multiplen Sklerose tummeln sich noch 13 weitere Diagnosen in meinem kleinen Körper und machen mir tagtäglich das Leben schwer.

Mit 12 gingen meine Schmerzen los, ich habe zu meiner MS noch eine schwere Rückenerkrankung, die leider in der Pubertät ihre Fahrt so richtig aufnimmt. Und somit bin ich quasi mein Leben lang schon mit einem gewissen Grundschmerz „geimpft“. Dazu kommen noch andere Knochen und Weichteile betreffende Erkrankungen, die immer mit Schmerzen verbunden sind, Migräne teilt sich neben der MS mein Gehirn. Dadurch ist meine Schmerztoleranz auch von Grund auf sehr hoch.

Mit Nervenschmerzen kann ich extrem schlecht umgehen

Aber mit was ich extrem schlecht umgehen kann, sind Nervenschmerzen. Jeder Neurologe, der euch erzählt, Multiple Sklerose macht keine Schmerzen, sollte mit einer elektrischen Fliegenklatsche verhauen werden. Denn die Nervenbahnen können einem böse auf die Nerven gehen.

Im Zuge eines Schubes mit einer Halbseitenlähmung hatte ich neben Spastik so starke Nervenschmerzen, dass ich dachte, ich explodiere gleich. Ich pikte mich mit einer dicken Nadel in einen Teil des Oberschenkels, der mit Gefühl versorgt war, um mein Gehirn einen kurzen Moment vom Schmerz abzulenken.

Der Wunsch, sich zu „verbuddeln“

Wenn dir ständig etwas verkrampft und alle paar Minuten einer mit dem Messer in die Gliedmaßen sticht, bis dir die Tränen kommen oder dir die Körperteile auf glühende Kohlen drückt oder dir gar die Gliedmaßen mit einer Luftpumpe aufbläst und dann eine Herde Ameisen rein lässt. Oder jeder Muskel im Körper denkt, er muss sich anfühlen, als reiße man ihn auseinander. Oder die Haut denkt, man will ihr etwas Böses, obwohl man sie nur berührt. Und von den Nebenwirkungen einiger Medikamente reden wir lieber erst gar nicht. Das ist alles mehr als zermürbend. Ich könnte munter fröhlich weiter Typen von Schmerzen aufzählen, dann endet diese Kolumne aber leider nie!

Und ja, was soll ich sagen, alle Menschen mit Schmerzen sitzen in einem Boot und ich fühle mit euch.

Gerade in solchen Situationen hört es mit meinem „Sonnenscheinwesen“ tatsächlich auf. Ich will mich nur noch in kühler Erde verbuddeln und auf das Ende warten, damit es endlich aufhört.

Wo ist der Aus-Schalter für die Schmerzen?

Einen Teil der Schmerzen bekam ich mit Akkupunktur in den Griff, den anderen Teil mit Medikamenten, manches mit Schwimmen anderes mit Yoga aber letztlich hört es einfach nie auf und ab und zu ist der „Aushalt-Topf“ bis zum Rand voll und wenn er überläuft, hab auch ich keine Lust mehr auf diese ganze Sch…

Es gibt einfach keinen Schalter, den man umlegen kann, damit es endlich aufhört. Oft hilft es nur, etwas ein wenig besser zu machen oder auszuhalten, weil alles andere nichts bringt.

Also denkt daran, alle die ihr furchtbare Schmerzen aushalten müsst, ihr seid nicht alleine, ich denke an Euch und drücke die Daumen, dass ihr es einigermaßen gut überstehen könnt. Auf eine schmerzfreie Zeit.

Eure Daniela

Daniela

  • Geboren 1979, hat MS seit 2004.
  • Sie wohnt in Ettlingen, liebt Katzen und ernährt sich vegetarisch.
  • Sie ist in sozialen Netzwerken unterwegs, hat viele Hobbies und mehrere Ehrenämter.
  • Unter anderem leitet sie die AMSEL-Kontaktgruppe Ettlingen.
  • 2018 erhielt sie die Bundesverdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland.

Redaktion: AMSEL e.V., 29.01.2020