... und ich sage dir, wie es dir geht. Es gibt wohl keine Krankheit, die nicht auch mit Nahrung in Verbindung gebracht wird. Entweder als Ursache oder als Heilmittel. Keine Tomate, keine Gurkenscheibe, mit der man nicht auch gleich ein Gesundheitsrisiko eingeht oder die einen gesund machen soll. Essen ist zur Glaubensfrage geworden, und auf dem Spiel steht nicht das Seelen-, sondern das Körperheil.
Dabei weiß man wenig Genaues, und selbst das scheinbar Gewisse ist den Zeitläuften unterworfen. Wird man alt genug, hat man alles schon mehrfach erlebt: Kaffee galt mal als ungesund, dann wieder gesund, dann wieder ... Für und gegen jede Meinung sprechen mindestens fünfzig Studien, mit völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Allen Recht machen kann man es nie. Es ist schon eine Krux mit dem Essen. Aber ist es das wirklich? Oder ist es nicht doch eines der schönsten Erlebnisse, egal wie krank man ist und wodurch?
Maximilian Dorner
seit 2000 Autor, Regisseur und Literaturlektor
- geboren und wohnhaft in München
- Studium der Dramaturgie an der Bayerischen Theaterakademie
- u.a. Tätigkeiten als Film- und Hörspielproduzent, Theaterkritiker, Dozent und Dramaturg
- 2007 Bayerischer Kunstförderpreis für sein Romandebüt "Der erste Sommer"
- www.maxdorner.de
Vielleicht geht es auch hier mehr um Wertschätzung. Und nur aus dem Überfluss heraus kann man überhaupt auswählen. Aus der Perspektive eines Hungernden mutet die Frage, was man nicht isst, einigermaßen obszön an.
Eine Freundin von mir überrascht mich bei jedem Treffen mit einer neuen Diät. Jede Karte im Lokal wird erst mal daraufhin abgeklopft, was sie zur Zeit davon überhaupt essen kann. Manchmal bleibt nicht viel übrig außer einem Glas Wein. Dieser ist eines der wenigen Grundnahrungsmittel, die sie nicht antastet mit Nahrungsverboten ... Manchmal wirkt das ein wenig spleenig, aber immerhin stopft sie nicht einfach irgendwas in sich hinein wie wohl die Mehrzahl unserer Landsleute. Die missachten zwar alle Ernährungsregeln, aber gleichzeitig auch das Essen selbst.
Wie bei allen Ratschlägen, die auf einen einprasseln, geht es auc
h beim Essen zuallererst darum herauszufinden, was einem gut tut. Das wird dann schon auch das Richtige für einen sein. Und sei es ein Glas Wein.
Quelle: AMSEL-Nachrichtenmagazin 01/15; Kolumne: Maximilian Dorner; Bild © Christine Schneider
Redaktion: AMSEL e.V., 23.09.2015