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Palliativmedizin bei Multipler Sklerose

Prof. Raymond Voltz erklärt in diesem Video, warum palliativmedizinische Versorgung auch ohne ein nahes Lebensende sinnvoll sein kann und worin die Unterschiede zur palliativen Versorgung bei Krebspatienten liegen.

Viele verbinden mit Palliativmedizin nur Krebs und ein sehr nahes Lebensende. Allerdings muss nichts von beidem zutreffen, um davon zu profitieren, wie Prof. Raymond Voltz vom Zentrum für Palliativmedizin, Uniklinikum Köln, in diesem Video erklärt. Zum einen kann eine palliativmedizinische Versorgung auch lange vor der letzten Lebensphase wichtig sein, möglicherweise parallel zu anderen therapeutischen Maßnahmen. Zum anderen spezialisiert sich die Palliativmedizin immer mehr auf andere chronische Krankheiten wie die Multiple Sklerose.

Leid lindern, Lebensqualität erhalten

Palliativmedizin fokussiert - und das ist der Unterschied zu anderen medizinischen Bereichen - mehr das Lindern des Leids und das Erhalten von Lebensqualität als das Heilen des Körpers. Hier sind Spezialisten tätig, die zum Beispiel schmerztherapeutisch arbeiten, die in Absprache mit dem Patienten immer wieder neu Vor- und Nachteile verschiedener Therapien für den Einzelnen prüfen, in jeder Phase seiner Erkrankung. Auch die Angst vor einer großen Verschlechterung wie auch dem Tod soll hier gelindert werden, nicht nur medikamentös sondern auch durch andere Therapien wie das Gespräch mit Experten.

Palliativmedizin kann deshalb auch lange vor einem absehbaren Lebensende eine wichtige, eine rehabilitierende Rolle spielen. Schon heute werden auch Menschen mit Multipler Sklerose palliativmedizinisch versorgt, entsprechende Konzepte an zwei Zentren werden weltweit erarbeitet: Am King's College in London und dem Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln. Forschungsansätze fließen auch in die Progressive MS Alliance ein, die sich der Erforschung und Behandlung des schleichenden, progredienten Verlaufs widmet. Doch gibt es überall regionale Palliativstrukturen: Im Zweifel kann einem der Neurologe mit Adressen weiterhelfen.

Tod als Tabu ?

Der Tod ist in der westlichen Welt weitgehend tabuisiert, doch es gibt immer mehr Bewegungen in der Gesellschaft, auch über das Lebensende zu sprechen. Die Lebenszeit von Menschen mit Multipler Sklerose kann verkürzt sein, doch gerade die Anzahl an Jahren bedeutet den meisten Betroffenen gar nicht so viel, wie eine Umfrage der AMSEL ergab. Wohl aber die Lebensqualität, die sie in diesen Jahren haben. Und gerade hier kann Palliativmedizin helfen.

Übrigens: Für alle, die sich ganz allgemein über Palliativmedizin bei Multipler Sklerose informieren möchten, wie für jene mit konkreten Fragen gibt es eine bundesweite Telefonhotline:0221 - 478 - 984 00

Die Aufnahme mit Prof. Voltz entstand im Oktober 2013 im Rahmen der World MS Conference in Berlin. In der Zwischenzeit wurde die von ihm angesprochene Hotline umgesetzt und die Palliativmedizin bei MS insgesamt weiter erforscht.

Redaktion: AMSEL e.V., 13.01.2015