Ortenaukreis

So spannend kann zählen sein. Was eine Urlaubsrestmünzenaktion so alles ins Rollen brachte!

Eigentlich wollte die Kontaktgruppe Ortenau eine ganz normale Urlaubsrestmünzen-Sammelaktion durchführen, wie schon die letzten 19 Jahre zuvor. Was sich daraus jedoch entwickelte,.......

....... darüber konnte Sabine Gwarys, Kontaktgruppenleiterin der AMSEL im Ortenaukreis nur noch staunen. Mehr als drei Tonnen Münzen und unzählige Scheine aus aller Herren Länder wurden seit September letzten Jahres gesammelt. "Schuld" an diesem enormen Erfolg war die Euroumstellung. "Wir haben ja schon gehofft, dass mehr Geld als üblich gesammelt wird, aber mit solch einer Resonanz haben wir nicht gerechnet und darüber haben wir uns riesig gefreut.", so die 39 jährige Münchweierin.

Wie alles begann
Die Idee, Resturlaubsmünzen zu sammeln, hatte Klaus Freund, der damalige Kontaktgruppenleiter, bereits vor 19 Jahren. Seitdem sammelt die Kontaktgruppe jedes Jahr Urlaubsmünzen, um ihre Kasse aufzubessern. Unterstützt wurde Freund immer tatkräftig durch das Ehepaar Fischer. Doch dass die jetzige Sammelaktion mit solch einem Erfolg gekrönt werden würde, hätte sich Freund sicherlich nicht träumen lassen.

Und die sechs Sparkassen und Volksbanken aus der Ortenau auch nicht, denn diese hatten die Idee für die diesjährige Sammelaktion zugunsten der AMSEL-Kontaktgruppe Ortenaukreis, als sie sich im Zuge einer gemeinsamen Werbeaktion für den Euro zusammenschlossen. So stehen seit September letzten Jahres Sammelbüchsen in den Banken, in die die Leute ihre restlichen Urlaubsmünzen- und Scheine einwerfen können.

Unzählige Stunden sortieren
Dass Sabine Gwarys das Wort "sortieren" noch hören kann, ist fast ein Wunder. Denn sortieren ist wohl die Tätigkeit, die sie seit September letzten Jahres am meisten tut. "Am Anfang haben wir das Geld noch gezählt, aber irgendwann haben wir damit aufgehört und sortieren das Geld seitdem nur noch nach Ländern.... und haben außer aus Albanien aus allen Ländern Scheine und Münzen gefunden.", so die Kontaktgruppenleiterin. Zeitweise helfen ihr Mann und zwei weitere Helfer. Sie verteilen die Münzen ordentlich auf mehrere Kisten, die im ganzen Haus stehen, bevor sie ordentlich in Säckchen verpackt werden. Da die Münzen ein Gewicht von mehr als drei Tonnen hatten, mussten diese Geldsäckchen entlang der Wände aufgestapelt werden. Denn es bestand die Gefahr, dass die Decke vom Wohnzimmer in den Keller durchbricht. Aber auch die Scheine werden ordentlich sortiert. Bevor diese nach Nationen gebündelt werden, werden sie in einem Kochbuch gepresst, damit sie alle wieder glatt und ohne Falten werden.

Und immer wieder ein kleiner Schatz!
Neben den ganzen Drachmen, Schilling, Lire, Thailändischen Bats, Franken und vielen weiteren Devisen fanden Gwarys und ihre Helfer des öfteren kleinere und größere Schätze. So unter anderem eine französische Münze aus dem 14. Jahrhundert die zu den ersten französischen Francs gehört, jede Menge Reichsmark, darunter auch 50 Millionen Reichsmark Scheine aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrtausends, oder irakisches Geld, das aussieht wie handbemalt. Diese liegen jetzt jedoch sicher in einem Tresor und warten darauf, von einem Münzliebhaber begutachtet zu werden.

Wie wird aus den Devisen wieder Euro?
Das größte Problem von Sabine Gwarys war es, die Devisen wieder in Euro umzutauschen, zumal bei deutschen Banken seit dem ersten März diesen Jahres keine ausländischen Scheine mehr angenommen werden. So war vor allem Eigeninitiative gefragt. Mehrmals pro Woche machen sich die Kontaktgruppenleiterin und ihr Mann auf den Weg ins sieben Kilometer entfernte Frankreich, um ihre französischen Francs auf der französischen Nationalbank in Euro umzutauschen. Auch jeder Urlaub nach Italien und Österreich wird dazu genutzt, Lire und Schilling umzutauschen, auch wenn dies, vor allem in Italien mit längeren Wartezeiten auf der Bank verbunden ist. Jedoch nicht nur sie selbst und ihr Mann, sondern auch alle ihre Freunde, Bekannte und Verwandte, die ins Ausland fahren, werden von Sabine Gwarys eingespannt, das Geld mitzunehmen und bei den jeweiligen Nationalbanken in Euro einzutauschen.

Auch sonst ist die 39 jährige Münchweierin sehr geschäftstüchtig. So kommt es schon mal vor, dass sie Devisen an Reisende als Urlaubskasse verkauft, wie zum Beispiel an eine ganze Busreisegesellschaft, denen Sie ihre tschechischen Kronen verkaufte. "Es waren für jeden zwar nur etwa zwanzig Mark, aber immerhin.", so Sabine Gwarys.

Was Leute alles in die Sammelbüchse werfen!
Neben Geld findet aber auch noch so allerlei Krimskrams seinen Weg in die Sammelbüchse. So fanden Sabine Gwarys und ihre Helfer neben Münzen und Scheinen auch so skurrile Dinge wie zwei Suchmünzen des Roten Kreuzes aus dem 1. Weltkrieg, ein Märkchen für eine Esssensration aus dem 1. Weltkrieg und ganz viele Halskettenanhänger mit Madonnenbildern. Die einzige Erklärung, die die Kontaktgruppenleiterin für ihre Funde hat, sind Wohnungsauflösungen, bei denen alles, was nach Geld aussah, in die Sammelbüchsen geworfen wurden. "Es ist schon verwunderlich, was die Leute alles noch Zuhause haben.", so Sabine Gwarys. Aber es sind doch vor allem die ungewöhnlichen Funde, die eine solche Sammelaktion neben dem finanziellen Erfolg so spannend machen.

Bo

Redaktion: AMSEL e.V., 27.08.2002