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"O je, die Forschung"

Weltweit wird die Multiple Sklerose intensiv erforscht. Doch der Weg eines Wirkstoffs vom Labor bis zum Patienten dauert oft Jahrzehnte. Welche Bedeutung die Forschung für Maximilian Dorner hat, beschreibt der Autor in seiner Kolumne in Together-01/15.

Bei jedem Buch, wie beim neuen über Einsamkeit, nehme ich mir Eines fest vor: Max Dorner, diesmal wirst du nicht überheblich gegenüber der Wissenschaft, sondern nimmst gefälligst mal ruhig zur Kenntnis, was die Damen und Herren so herausgeforscht haben.

Wie schon bei den Themen Trost und Scham türmen sich wenig später Bände mit Fachliteratur auf meinem Schreibtisch. Und wie immer vergeht mir recht schnell die Lust daran. Anscheinend sprechen Soziologen, Psychologen und all die anderen Ogen von etwas ganz anderem als ich. Wo sie objektiv sein müssen, versuche ich mich in extremer Subjektivität. In der Hoffnung, so dem Grund des Gegenstandes näher zu kommen als in irgendeiner Studie. (Einer will mir allen Ernstes meine Einsamkeit mit dem Sozialverhalten der Wanderratte erklären, Skandal!)

Maximilian Dorner

seit 2000 Autor, Regisseur und Literaturlektor

  • geboren und wohnhaft in München
  • Studium der Dramaturgie an der Bayerischen Theaterakademie
  • u.a. Tätigkeiten als Film- und Hörspielproduzent, Theaterkritiker, Dozent und Dramaturg
  • 2007 Bayerischer Kunstförderpreis für sein Romandebüt "Der erste Sommer"
  • www.maxdorner.de

Schon beim Wort "Studie" bin ich auf Krawall gebürstet: Meist ist die Fragestellung so konzentriert auf einen Teilaspekt, dass ich meine, daraus nicht viel mitnehmen zu können. Außerdem kann ich mit Prozentzahlen grundsätzlich nicht viel anfangen. Die Bücher verschwinden ungelesen recht schnell wieder in der Bibliothek, und ich setze meine Erkundigungen zum Thema Einsamkeit bei Freunden oder mitgehörten Gesprächen fort …

Etwas abgeschwächt allergisch, aber immer noch widerborstig, reagiere ich auf medizinische Forschungsergebnisse rund um MS. Vielleicht, weil meistens doch nur herauskommt, dass man noch eine neue Studie machen muss. Oder Banalitäten wie die Erkenntnis, dass Bewegung gut ist für Kranke wie Gesunde.

Aber andererseits muss man den Damen und Herren ja auch dankbar dafür sein, dass sie ihre Lebens- und Arbeitszeit einer Studie nach der anderen widmen. Denn Steinchen für Steinchen setzt sich ja doch das Puzzle zusammen – oder man weiß zumindest, warum man noch einmal

von vorne beginnen muss. Vielleicht stört mich an der Wissenschaft auch nur ihr heiliger Ernst. Dass sie sich immer für voll nehmen muss. Sie ist seriös bis zur Langeweile. – Da schreibe ich doch lieber Unsinn und lache beim Überarbeiten selber darüber …

Quelle: AMSEL-Nachrichtenmagazin 01/15; Kolumne: Maximilian Dorner; Bild © Christine Schneider

Redaktion: AMSEL e.V., 30.03.2015