Spenden und Helfen

„Nicht wegschauen, sondern anpacken!“

Eines haben alle Stiftungspreisträger gemeinsam: Sie packen an, um damit anderen zu helfen. Etwa 200 Gäste waren zur 31. Verleihung der Stiftungspreise der AMSEL Stiftung Ursula Späth am 15. November in den Bankettsaal des Porsche-Museums nach Stuttgart gekommen.

Geehrt wurden drei Preisträger, die über Jahrzehnte hinweg mit Herz und Kompetenz die Ärmel hochgekrempelt und angepackt haben. Unter dem Motto „Nicht wegschauen, sondern anpacken“ hieß Barbara Frenkel, Mitglied des Vorstandes Beschaffung der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, die Gäste willkommen. Dies sei der Kern allen sozialen Engagements. Ob das von Einzelpersonen oder Organisationen ausgehe, wie bei der Porsche AG, welche die Preisverleihung der AMSEL Stiftung seit vielen Jahren unterstützt. Insbesondere dem ehrenamtlichen Engagement gebühre größter Respekt und Dank, so die Hausherrin.

Anpacken mit Liebe und Humor

Dem MS-betroffenen Ehemann kompetente Pflegerin, dabei jedoch vor allem Lebensgefährtin, Gesprächs- und Reisepartnerin auf Augenhöhe zu sein, dazu Zwillinge großzuziehen, die Familie zu managen, einen Halbtagsjob auszufüllen und neben all dem noch ein eigenständiger Mensch zu bleiben: Dafür steht die diesjährige Pflegepreisträgerin Petra Hupp (55).

Seit nunmehr 33 Jahren führt das Ehepaar Hupp eine Ehe zu dritt – mit der MS von Anfang an als Dritter im Bunde. Markus Hupp erhielt die Diagnose 1987. Mit seiner positiven Lebenseinstellung, fest verankert im christlichen Glauben, und einer großen Portion Humor meistert das Paar seither alle Höhen und Tiefen des Lebens. Mit 30 Jahren, die Zwillinge waren gerade geboren, musste Markus Erwerbsunfähigkeitsrente beantragen. Heute hat er Pflegegrad 5 und ist weitgehend immobil, braucht umfangreiche Hilfestellung in allen Bereichen des Alltags.

Das Haus haben die Hupps im Lauf der Zeit an Markus‘ Bedürfnisse angepasst, entsprechende Hilfsmittel stehen ihnen zur Verfügung. Aber das Anpacken, die Verantwortung schultert Petra Hupp seit Jahr und Tag, und das mit großer Hingabe und Selbstverständlichkeit. Eine Haltung, die Markus Saur von der DAK Gesundheit, Leiter der Region Württemberg, in seiner Laudatio besonders würdigte: „Im Namen der AMSEL-Stiftung Ursula Späth danke ich Ihnen für Ihre mutmachende Haltung und die selbstverständliche Fürsorge, mit der Sie jeden Tag für Ihren Mann da sind.“ Der Preis für pflegende Angehörige ist mit 1.500 Euro dotiert.

Anpacken mit Multiplikator-Effekt

Der Medienpreis der AMSEL Stiftung Ursula Späth würdigt Persönlichkeiten oder Organisationen, die durch ihr Engagement den Fokus der Öffentlichkeit auf die Krankheit Multiple Sklerose und von ihr betroffene Menschen lenken, um Bewusstsein und Verständnis zu fördern. Dotiert mit 1.500 Euro, wurde der Medienpreis dieses Jahr dem Landesapothekerverband Baden-Württemberg, kurz LAV, zuerkannt, der seit 20 Jahren als Mitstreiter und verlässlicher Partner an der Seite der AMSEL steht. Friederike Habighorst-Klemm, Patientenbeauftragte und Vorstandsmitglied des LAV, nahm den Medienpreis aus den Händen von Dr. Daniela Späth-Zöllner, der Vorsitzenden im Stiftungsrat der AMSEL Stiftung Ursula Späth, entgegen.

„Herzstück und Anker der Zusammenarbeit zwischen dem LAV und der AMSEL ist der jährliche Welt-MS-Tag“, so Späth-Zöllner. Bereits im Vorfeld verteilt der Verband auf Bestellung Informationsmaterialien an seine Mitglieder, informiert sie per Mitgliederzeitschrift, Intranet oder E-Mail. Die Apotheken legen Info-Flyer aus, um ihre Kundschaft auf die Krankheit Multiple Sklerose und den Welt-MS-Tag am 30. Mai aufmerksam zu machen.

Unschätzbarer Vorteil dabei ist der niederschwellige Zugang zu den Informationen in den Apotheken als Anlaufpunkt. Darüber hinaus berichtet der LAV regelmäßig in seinen Veröffentlichungen über Aktionen der AMSEL und bietet Fachvorträge zu Themen im Umfeld der Krankheit an, lädt Vertreter der Selbsthilfeverbände zum Informationsaustausch ein. Beide Seiten schätzten die unkomplizierte, vertrauensvolle und professionelle Zusammenarbeit, so die Laudatorin.  Friederike Habighorst-Klemm ihrerseits brachte es in ihrem Dank auf den Punkt: „Wir haben beide die gleiche Vision.“ Der LAV spendet das Preisgeld.

Anpacken mit Kompetenz und Herz

Der Ursula Späth Preis 2024, dotiert mit 5.000 Euro, ging an eine Persönlichkeit, die sich seit fast 30 Jahren in Klinik, Forschung und Ehrenamt um die Multiple Sklerose und die von ihr Betroffenen verdient gemacht hat: Prof. Dr. med. Judith Haas, Vorsitzende der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). Seit Beginn ihrer medizinischen Laufbahn hat sich die Neurologin auch ehrenamtlich für die Belange MS-Betroffener eingesetzt. Ihre Interessensschwerpunkte liegen auf der Erforschung der Fatigue, den Möglichkeiten der Immuntherapie, insbesondere vor dem Hintergrund von Schwangerschaft und MS, sowie Stammzelltransplantation als individuellem Heilversuch bei MS.

Ein weiteres Herzensanliegen sei ihr „die Stärkung der Selbsthilfekräfte der Menschen mit MS, um einen individuell gesunden Umgang mit der lebenslangen Krankheit zu finden“, so ihr Laudator, langjähriger Freund der Familie Späth, ehemaliges Mitglied und Vizepräsident der Europäischen Kommission und Ministerpräsident a.D. des Landes Baden-Württemberg, Günther H. Oettinger. Und weiter: „Offen, konstruktiv und wertschätzend in der Kommunikation und im Umgang ist es ihr gelungen, dass die DMSG heute ein stabiles, tragfähiges Fundament hat.“ Dem pflichtete auch Christian Wulff, Bundespräsident a.D. der Bundesrepublik Deutschland und heutiger Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes, bei, der sich eine Gratulation per Videobotschaft nicht nehmen ließ.

Die Auszeichnung von Frau Professor Haas mit dem Hauptpreis der AMSEL Stiftung Ursula Späth mache diesen Tag auch für die DMSG zu einem ganz besonderen Tag.  Das Preisgeld soll auf Wunsch der Preisträgerin dem Projekt „Fatigue-Coach“ zugutekommen, einem speziellen Online-Programm, das MS-Erkrankte beim Umgang mit der MS-bedingten Erschöpfbarkeit (Fatigue) wirkungsvoll begleiten und unterstützen soll.

In seinem Schlusswort dankte der stellvertretende Vorsitzende und Schatzmeister der AMSEL Stiftung Ursula Späth Dr. Michael Scholz allen Beteiligten: den Preisträgern, den Laudatoren, der Porsche AG als Gastgeber und langjährigem Unterstützer, der Band Südsoul für den musikalischen Rahmen und der SWR-1-Moderatorin Petra Klein für die wie immer charmante Moderation des Festabends. Dr. Daniela Späth-Zöllner dankte er überdies für die lange Erfolgsstory der Stiftung, die von ihrer Mutter Ursula Späth ins Leben gerufen und von ihr nun fortgeführt werde. Sein Appell an alle Gäste im Bankettsaal: „Wir brauchen Menschen wie Sie!“

Redaktion: AMSEL e.V., 20.11.2024