Lange Zeit hieß es bei MS: klein anfangen und dann eskalieren. Nachdem mit den ersten Interferonen vor der Jahrtausendwende die ersten MS-Wirkstoffe auf den Markt kamen und bald durch stärker wirksame Mittel (mit stärkeren Nebenwirkungen) ergänzt wurden. Inzwischen hat sich das geändert. Hit hard and early, also besser früh richtig zuschlagen, im Kampf gegen die MS, lautet mittlerweile unter Experten wie Patienten immer häufiger die Devise.
Das liegt daran, dass in den vergangenen zwei Dekaden immer mehr Mittel auf den Markt gekommen sind. Die teilen sich nunmehr ein in Wirkstoffe der Wirksamkeitskategorien 1-3. In jeder Kategorie gibt es eine Auswahl an Mitteln (zumindest für den schubförmigen Verlauf) und somit auch Alternativen, sollte ein Wirkstoff zu starke Nebenwirkungen zeigen oder aus anderen Gründen für den individuellen Patienten nicht geeignet oder nicht alltagstauglich sein.
Therapie anpassen oder so lassen?
Und die Studienlage verbessert sich. Immer häufiger mit dem Fazit: Je früher UND je stärker man behandelt, desto weniger Schübe und/ oder Einschränkungen sind in Zukunft zu erwarten. Erst jüngst zeigte eine Beobachtungsstudie, dass sogar stumme Läsionen (die nicht zu Schüben führen und nur im MRT "auftauchen") eine Eskalation der Medikamentierung rechtfertigen (amsel.de hatte berichtet). Und die Mc Donald-Kriterien wurden kürzlich angepasst: Inzwischen gilt auch das RIS (Radiologisch Isoliertes Syndrom) als MS (amsel.de hatte berichtet) und erlaubt somit den frühen Einsatz der bei MS zugelassenen Wirkstoffe.
Doch es gibt auch das Gegenteil: keinerlei Veränderung, weder im MRT noch bei klinischen Schüben. Liegt das am derzeitigen Medikament, ist man also "gut eingestellt" oder verhielte sich die MS auch ohne Medikamente still? Ab wann kann, ab wann sollte man deeskalieren?
Prof. Ingo Kleiter antwortet im kommenden Expertenchat rund um die Eskalation und Deeskalation der MS-Therapie. Kleiter ist Ärztlicher Leiter der Marianne-Strauß-Klinik am Starnberger See.
Redaktion: AMSEL e.V., 09.10.2024