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Mitgliederversammlung der AMSEL 2016

Neben den Regularien der Mitgliederversammlung ging Prof. Dr. med. Peter Flachenecker als Arzt im Vorstand auf aktuelle medizinische Entwicklungen bei der Multiplen Sklerose ein.

Nachdem am Vormittag des 23.07.2016 das Symposium "Aktuelle Immuntherapie der Multiplen Sklerose" stattfand (wir berichteten), ging es am Nachmittag für die knapp 170 Teilnehmer ebenso informativ und spannend weiter. Geschäfts- und Finanzbericht, medizinischer Rück- und Ausblick, Satzungsänderungen und Haushaltsplan 2017 waren die satzungsgemäßen Tagesordnungspunkte der 42. ordentlichen Mitgliederversammlung der AMSEL.

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Rückblick auf das AMSEL-Jahr 2015

Prof. Dr. med. Horst Wiethölter, Vorsitzender der AMSEL, und AMSEL-Geschäftsführer Götz Zipser gaben einem Überblick über die Arbeit der AMSEL im Jahr 2015. Dazu gehörten:

  • verschiedene Veranstaltungen für MS-Erkrankte in unterschiedlichen Lebenslagen, für junge (10. Aktionstag für MS-Erkrankte bis 40 Jahre, U30 Camp, U30 Treffen), schwer MS-Erkrankte (Seminare für die Erkrankten und pflegenden Angehörigen) oder Familien (Familienwoche)
  • Aufklärung und Information: mit dem 7. Stuttgarter Symposium für Ärzte, einer neuen Fortbildungsreihe für Physio- und Ergotherapeuten, 135 Seminaren und Fachvorträgen für MS-Erkrankte und vier neuen Broschüren zu Bewegung und Sport bei MS (HomeFitness, Körpertraining, Tanzen), zur Symptomatischen Therapie, zu Fatigue und einem Ratgeber für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren und ihre Eltern (alle erhältlich im AMSEL-Shop)
  • multimediale Neu- und Weiterentwicklungen: wie der MS-Docblog, das interaktive Trainingsprogramm "MS Kognition" als App oder das Tool "MS behandeln", das es nun auch in englischer Sprache gibt

Neue Immuntherapien, Stammzelltransplantation und ambulante Versorgung

Im Bericht des Arztes im Vorstand ging Prof. Dr. med. Peter Flachenecker auf die neuen monoklonalen Antikörper Daclizumab und Ocrelizumab, die kürzlich veröffentlichte kanadische Studie zur Stammzelltransplantation und die Stärkung der ambulanten Versorgung MS-Erkrankter durch die AMSEL ein.

"Mit der Immuntherapie der MS, die mittlerweile eine Vielzahl an Behandlungsoptionen bietet, ist es zwar nach wie vor nicht möglich, die MS zu heilen, wohl aber zu stoppen", ermutigte der Vorsitzende des Ärztlichen Beirats der AMSEL. Das bisherige Spektrum der monoklonalen Antikörper innerhalb der Immuntherapien vertreten durch Natalizumab und Alemtuzumab werde wahrscheinlich sehr bald durch zwei weitere ergänzt, Daclizumab (Handelsname Zinbryta®) und Ocrelizumab (Handelsname Ocrevus®).

Erst vor ein paar Tagen wurde Daclizumab europaweit zur Behandlung der schubförmigen MS zugelassen (wir berichteten).

Ocrelizumab gegen progendiente MS ab Mitte 2017?!

Der Chefarzt des Neurologischen Rehabilitationszentrums Quellenhof rückte auch den zweiten Hoffnungsträger und monoklonalen Antikörper Ocrelizumab in den Fokus. Das interessante bei diesem Wirkstoff sei vor allem, dass er nur bestimmte Reifungsstufen der B-Zellen (CD20+) zerstöre – Vorläuferzellen und die ausdifferenzierten Plasmazellen, die für die Antikörperbildung bzw. Infektabwehr zuständig sind, blieben intakt.

Die Zulassung für beide Verlaufsformen sei beantragt und könnte möglichweise Mitte 2017 erfolgen (wir berichteten). Der Neurologe warnte aber vor übereilter Vorfreude, weil noch abzuwarten bleibe, für welche Patienten dieser Wirkstoff überhaupt in Frage komme.

Mit einem Abriss zur kürzlich veröffentlichten kanadischen Studie zur Stammzelltherapie gab Prof. Dr. med. Peter Flachenecker einen Einblick in die Forschung: 24 Patienten mit "aggressiver" MS (EDSS 3,0 – 6,0) erhielten im Anschluss an eine Immunablation mit massiver Chemotherapie eine hämatopoetische Stammzelltransplantation (Blutstammzellen). 70 % der Patienten waren nach 3 Jahren frei von Krankheitsaktivität und zeigten auch Jahre danach weder Schübe noch MRT-Aktivität, bei einem Drittel der Patienten sei eine Verbesserung der Behinderung festzustellen gewesen.

Ein interessanter Ansatz, der aber zum einem eine enorme Prozedur für den Körper darstelle und auch nicht ungefährlich sei. Ein Patient verstarb, einer hatte schwere Nebenwirkungen (wir berichteten). Außerdem, so stellte der ausgewiesene Experte klar, gebe es mit den vorhandenen Immuntherapien bereits sehr gute und hochwirksame Mittel zur Behandlung der MS.

Die AMSEL bedankt sich bei der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung für die Unterstützung zur Durchführung der Veranstaltung.

 

Redaktion: AMSEL e.V.

Redaktion: AMSEL e.V., 29.07.2016