Spenden und Helfen

Mit oder ohne Hilfsmittel, Hauptsache vorankommen

Wenn nach einem schweren Schub plötzlich nichts mehr geht und man vor neuen Herausforderungen steht, muss man umdenken, neu bewerten, abändern und dann loslegen.

Ich bin schon immer eher eine Person, die denkt, „also dann packen wir es an“. Diese Einstellung bleibt mir auch in schweren Lebenslagen. Das ist vielleicht ein Erfolgsrezept meines Körpers, die MS und alles, was daran hängt, zu „domptieren“.

Nach einem Schub herrscht bei mir meist ein Totalausfall. Dies bedeutet für mich, das Bett zu hüten. Dafür braucht man ein gutes soziales Netzwerk, denn es muss der Haushalt gemacht werden, mir muss geholfen werden bei alltäglichen Dingen, es muss etwas zu essen ins Haus und die Katzen müssen versorgt werden. Und das muss in ein paar Stunden geregelt sein. Ein gutes soziales Umfeld ist auch ein großes Hilfsmittel. Meine lieben Helfer verstehen das jetzt bitte nicht falsch, ich hab euch alle lieb, das wisst ihr!

MS-Schub: wurscht, wie, Hauptsache dabei sein

Wenn aber dann langsam wieder die Lebensgeister im Körper erwachen und man die Bettdecke nicht mehr riechen kann, muss man raus und dafür benutze ich dann eben auch Hilfsmittel wie Stock, Unterarmgehstützen, Rollator, Rollstuhl usw. Dabei sein bedeutet mir alles und es ist mir wurscht wie, solange es irgendwie geht. Wenn ich den Rollator brauche, dann nehme ich ihn eben, wenn ich den Rolli brauche, dann nehme ich den eben. Und wenn ich mir nicht sicher bin, dann muss eben alles mit…

Was andere denken, ist mir egal, hier geht es nur um eine Erleichterung für mich im alltäglichen Leben. So wie ein Brillenträger eben eine Brille aufsetzt. Das Leben habe ich mir lange unnötig schwer gemacht, weil das immer in meinem Kopf herum spukte, die Leute schauen und was denken die wohl.

Über den eigenen Schatten in den Rollstuhl

Allerdings stehen die morgens auf und machen sich fertig, gehen aus dem Haus zur Arbeit. Darüber denkt ja auch keiner nach und es geht ja nicht um die anderen, sondern um mich. Also „sprang“ ich über meinen Schatten und setzt mich eben in den Rollstuhl.

Ich habe eine sehr auffällige Zugmaschine für den Rollstuhl und musste feststellen, dass die Städter immer wussten, wann und wo ich unterwegs war. „Ich habe deinen Flitzer vor dem Bäcker stehen sehen“, es freute die Menschen sichtlich, dass ich wieder aus dem Haus konnte und mein Leben wieder selbst bestimmen. Positive Rückmeldung ist immer schön, auch wenn es einem eigentlich egal ist, was andere denken ;)

Und so bleibt mir abschließend zu erwähnen, sch.. auf das Gequatsche der anderen und zieh dein Ding durch, denn es ist unser Leben mit Multipler Sklerose und das machen wir uns so einfach wie möglich!

#sichtbarbleiben

Eure Daniela

Daniela

  • Geboren 1979, hat MS seit 2004.
  • Sie wohnt in Ettlingen, liebt Katzen und ernährt sich vegetarisch.
  • Sie ist in sozialen Netzwerken unterwegs, hat viele Hobbies und mehrere Ehrenämter.
  • Unter anderem leitet sie die AMSEL-Kontaktgruppe Ettlingen.
  • 2018 erhielt sie die Bundesverdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland.

Redaktion: AMSEL e.V., 14.09.2020