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Internationaler Wolfensohn Award geht an Egon Hirt

Alle zwei Jahre vergibt die Multiple Sclerosis International Federation (MSIF) als Anerkennung für den Beitrag den MS-Erkrankte für den weltweiten Kampf gegen diese Krankheit leisten, einen Preis. Der diesjährige Preisträger ist der Baden-Württemberger Egon Hirt.

Im Rahmen der Feierstunde zur Vergabe der diesjährigen Preise des Förderkreises Ursula Späth gab Adam Michel, der Geschäftsführer der AMSEL bekannt, dass der diesjährige Wolfensohn Award der Multiple Sclerosis International Federation (MSIF) an Egon Hirt vergeben wird.

Mit dieser durch die MSIF vergebenen Auszeichnung, für die dieses Jahr wieder viele Erkrankte aus aller Welt vorgeschlagen waren, wird das aussergewöhnliche Lebenswerk von Egon Hirt geehrt und gewürdigt. Stifter des Preises ist der Weltbankpräsident James D. Wolfensohn. Der Preis wird am 24. September 2003 im Rahmen des alle zwei Jahre stattfindenden Internationalen MS-Kongresses der MSIF in Berlin überreicht.

Der Preisträger

1977 wird bei Egon Hirt (* 1936) Multiple Sklerose diagnostiziert, bekommen die Symptome, die 1969 erstmals aufgetreten sind, einen Namen. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich zusehends, und mit 43 Jahren wird Egon Hirt verrentet. Die Zeit nach der Diagnosestellung ist belastend für Egon Hirt und seine Familie.

1983 fasst er wieder Mut und entschließt sich, trotz der schweren Erkrankung "aktiv zu bleiben". "Aktiv bleiben" wird zu seinem Motto. Ein erstes Zeichen seines wiedergewonnenen Willens ist die Übernahme der AMSEL-Kontaktgruppe im Schwarzwald-Baar-Kreis, die zu dem Zeitpunkt 120 Mitglieder hat.

Egon Hirt wird für sie aktiv: Mit der ersten Behindertenfreizeit gleich 1983, an der 16 schwer und schwerst MS-Betroffene teilnehmen, mit dem Einsatz der ersten Zivildienstleistenden 1984 (in Spitzenzeiten waren es 33, heute sind es 13 Zivildienstleistene), mit Spendenaktionen zur Finanzierung eines behinder-tengerechten Fahrzeugs (heute sind 15 im Einsatz), mit der Einrichtung einer Wohngemeinschaft für fünf MS-Kranke 1988, mit entlastenden Maßnahmen für pflegende Angehörige, mit Treffen, Informationen und gemeinschaftlichen Aktivitäten.

Durch sein Engagement, sein Vorbild und das, was er im Schwarzwald-Baar-Kreis geschaffen hat, gelang es Egon Hirt Ende der 80er Jahre die Fürstenfamilie zu Fürstenberg für die MS-Kranken zu gewinnen. Die damalige Erbprinzessin, heute Fürstin Maximiliane zu Fürstenberg, wurde zur Patin der Gruppe. Gemeinsame Projekte brachten den MS-Kranken ein großes Plus an Lebensqualität.

So wurde 1989 das Parkrestaurant eröffnet, das fortan als AMSEL-Treffpunkt bekannt war und Kurzzeitpflegeplätze für MS-Kranke bot. 1991 findet die erste Party im Parkrestaurant mit Rock und Reggae unter Leitung des Pächters Tobias Parthie zugunsten der AMSEL statt.

  • 1991 wird auch die Interessengemeinschaft Multiple Sklerose Erkrankter Donaueschingen ( IMSED ) gegründet, Herr Hirt zu ihrem Vorsitzenden gewählt.
  • 1994 nimmt ein ehrgeiziges Projekt Formen an, es erfolgt der Spatenstich für das Haus Antonius in Donaueschingen, das für 18 schwer MS-Betroffene ein neues Zuhause bietet. Heute besteht Haus Antonius aus mittlerweile drei Häusern mit 24 behindertengerechten Einzelappartements, die individuell gestaltet werden können, mit Gemeinschaftsräumen zur Förderung der Hausgemein-schaft, mit Therapieräumen und der Betreuung durch den hauseigenen Pflege-, Betreuungs- und Versorgungsdienst. Zusätzlich wird ein Urlaubspflegeplatz angeboten.
  • 1992 erhielt die AMSEL-Kontaktgruppe aufgrund der modellhaften Hilfe zur Selbsthilfe den Stiftungspreis der gemeinnützigen Hertie-Stiftung verliehen, Beweis für die nicht nur landesweit, sondern bundesweit herausragende Arbeit der AMSEL-Kontaktgruppe Schwarzwald-Baar-Kreis und Egon Hirts.

Neben dem "Management" für die zahlreichen und vielfältigen Projekte und Aufgaben der Kontaktgruppe hat sich Egon Hirt außerdem mehrere Jahre als Sprecher des Kontaktgruppenbeirats auch im Vorstand des AMSEL-Landesverbandes engagiert und damit zur Entwicklung der AMSEL insgesamt beigetragen.

Die besonderen Leistungen Egon Hirts:

  • Die Einbindung möglichst vieler der heute 220 MS-Betroffenen in die Aktivitäten der AMSEL-Kontaktkgruppe.
  • Drei bis fünf Behindertenfreizeiten pro Jahr, bei denen auch die RollstuhlfahrerInnen und schwerstpflegebedürftige MS-Betroffene mitgenommen und durch Zivildienstleistende, sowie ehren- und hauptamtliche Helfer betreut werden.
  • Die intensive Entlastung der pflegenden Angehörigen durch die Zivildiensteinsätze vor Ort und die Freizeitmaßnahmen der AMSEL-Kontaktgruppe.
  • Das vielfach erreichte Ziel von Herrn Hirt, auch Schwerstbetroffene hinsichtlich ihrer erforderlichen Pflege und Versorgung entweder mit Hilfe von Zivildienstleistenden zu Hause zu pflegen oder ihnen wie z.B. im Haus Antonius ein weitgehend selbständiges und individuelles Leben zu ermöglichen, das innerhalb eines Pflegeheims in dieser Form nicht möglich wäre.
  • Die stets kooperative und konstruktive Zusammenarbeit vor Ort mit Behörden, Ämtern und Verwaltungen.

Herr Hirt ist selber schwerst pflegebedürftig, braucht Rund-um-die-Uhr-Versorgung. Sein gelebtes Vorbild, seine Fähigkeit, das "Unternehmen" AMSEL-Kontaktgruppe zu managen und gleichzeitig mit menschlicher Wärme und persönlicher Anteilnahme für jeden einzelnen MS-Kranken da zu sein, beeindrucken jeden, der ihm begegnet.

Seine Tat- und Überzeugungskraft trotz schwerster Erkrankung sind Motivation für Dritte, sich ebenfalls für die MS-Kranken im Schwarzwald-Baar-Kreis zu engagieren. Fürstin Maximiliane zu Fürstenberg nannte ihn bei der Einweihung des Hauses Antonius "die Seele des Unternehmens" und dankte ihm "für Deine unermüdliche Arbeit, Freundschaft und die Verbundenheit zwischen den Kranken und den Gesunden."

Weitere Informationen zum Wolfensohn Award und den bisherigen Preisträgern.

Redaktion: AMSEL e.V., 10.09.2003