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Imagination - Lösungen in Bildern und Geschichten (Teil 1)

19.05.10 - Selbstheilungskräfte in Trance aktivieren? In Together 02/10 stellt Marion Held-Holland, Diplom-Psychologin an der Fachklinik für Neurologie in Dietenbronn, die Macht der eigenen Vorstellungskraft vor.

In schwierigen Lebenssituationen entstehen häufig Gefühle der Ausweglosigkeit, Ohnmacht und Hilflosigkeit und es fällt uns schwer neue Perspektiven zu entwickeln. Gerade angesichts der Verluste und Einschränkungen durch die MS-Erkrankung, die auf unterschiedlichste Weise die Kontrolle über Lebensbereiche entziehen kann, ist es wichtig, sich auf die eigenen Stärken und Problemlösefähigkeiten zu besinnen. Auch die Unvorhersehbarkeit der Krankheitsverläufe aktiviert Zukunftsängste und Verunsicherung, die Körper und Psyche belasten.

Imaginationen erweitern das Blickfeld

Diesem Gefühl der körperlichen und seelischen Anspannung und dem sprichwörtlichen Tunnelblick bei depressiver Stimmungslage können Imaginationen in hypnotischer Trance entgegenwirken und das Blickfeld erweitern. Imagination bedeutet Fantasie und bildhafte Vorstellung.

"Wir haben alle jederzeit und überall ein Zaubermittel zur Verfügung: unsere Vorstellungskraft. Mit Hilfe dieser Vorstellungskraft ist es möglich, uns innere Welten des Trostes, der Hilfe und der Stärke zu erschaffen.", schreibt die bekannte Traumatherapeutin Ilse Reddemann.

 
 
MetapheR:
Klara, das Huhn oder
die falsche Entfernung
 
 
"Es war einmal ein Huhn, Klara genannt; das lief aufgeregt gackernd an einem Zaun entlang. Klara wollte gerne zu dem Futter, das auf der anderen Seite lag. Sie versuchte alles Mögliche: sie probierte über den Zaun zu fliegen, aber der war zu hoch. Sie suchte eine Lücke, aber es gab keine. Sie rannte gegen den Zaun, aber er gab nicht nach. Das Einzige, was sie nicht tat, war, sich so weit von dem Futter zu entfernen, dass sie hätte entdecken können, dass der Zaun nach zehn Metern Breite aufhörte."
 

Vermutlich haben Sie schon einmal an Fantasiereisen im Rahmen von Entspannungsverfahren teilgenommen oder Erfahrung mit autogenem Training und Meditation. Oder Sie erinnern sich an die wohltuende Wirkung von Märchen und Geschichten in der Kindheit. In Trance können diese bildhaften Vorstellungen noch intensiver wahrgenommen und individuell auf die Lebenssituation der Ratsuchenden abgestimmt werden. Trance kann als Entspannungstrance oder in der laufenden psychologischen Behandlung in vielfältiger Weise eingesetzt werden.

Trance ist geistige Wachheit

Trance wirkt wie autogenes Training und Entspannung beruhigend und verhindert bestimmte durch Stress bedingte hormonelle Reaktionen, die auf Dauer schädlich sein können. Es handelt sich um einen Zustand der tiefen Entspannung und Wendung nach Innen, den jeder kennt, wenn wir zum Beispiel ein interessantes Buch lesen, einen spannenden Film anschauen oder ganz in Tagträume versunken sind. Dieser Zustand kann mit den Methoden der Hypnose hergestellt werden und ermöglicht eine Sammlung der Aufmerksamkeit und erhöhte Offenheit für Veränderungen. Trance hat nichts mit Schlaf zu tun, wie früher angenommen wurde, sondern mit geistiger Wachheit.

Anmerkung: Die klinische Hypnose ist ein anerkanntes Psychotherapieverfahren, dass mit der langläufigen Vorstellung von Bühnenhypnose (Show-Hypnose) nicht gleichzusetzen ist.

Angewandt werden kann sie als Selbsthypnose und unter therapeutischer Anleitung, wobei dies nur mit innerer Zustimmung des Betroffenen möglich ist und jederzeit beendet werden kann, falls die Umstände es erfordern sollten. Es ist kein Zustand der Willenlosigkeit oder Bewusstlosigkeit; in Trance kann auch gesprochen werden oder über vereinbarte Signale kommuniziert werden.

Was macht denn nun den "Zauber", das Besondere von Bildern in der psychologischen Beratung in Trance aus? Wie können Geschichten heilend wirken? Zwei Aspekte sind besonders bedeutsam: die Herstellung eines positiven, entspannteren Körpergefühls und das "Anschieben" von Suchprozessen und damit Aktivierung eigener Ressourcen und kreativer Lösungen durch die Vorstellung von Bildern und Geschichten.

In Trance besteht eher die Möglichkeit mit dem Unbewussten in Kontakt zu kommen. Lösungen durch ungewohnte Perspektiven zu finden oder Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Positive Bilder gegen Ängste

Ruhe löst neben körperlichen auch psychische Spannungen und bietet so einen aufnahmebereiten Zustand für hilfreiche Bilder. Die positive Ausrichtung der Geschichten kann dem Einzelnen helfen, seine Orientierung, den Blick auf die hellen Seiten des Lebens zu richten. Sie löst Ängste und gibt Mut und Zuversicht mit Belastungen konstruktiv umzugehen.

Entscheidend ist dabei durch die eigene, selbständige Herstellung der heilsamen Vorstellungen, die Erfahrung der eigenen Wirksamkeit und Handlungsfähigkeit, die einem Gefühl des Ausgeliefertseins entgegenwirkt. Zuversicht und Glaube an die eigenen Fähigkeiten, also starkes Selbstvertrauen, stärken die Selbstheilungskräfte und Chancen der Genesung bei Erkrankungen. Es ist eine hilfreiche wohltuende Erfahrung, sich aus einer Opferrolle zu befreien und wieder eigene Entscheidungsfreiheit oder die Freiheit der Interpretation zu gewinnen.

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Lesen Sie in "Imagination - Lösungen in Bildern und Geschichten (Teil 2)" wie man durch Trance Hoffnung und Stärke in einer schweren Lebenssituation gewinnen kann.
 

 

 
 
Magazin Together
 
  

Quelle: AMSEL-Magazin Together 02/2010, Marion Held-Holland

Redaktion: AMSEL e.V., 25.08.2009